„Wir sehen uns als Herausforderer“

28. Juni 2019

Der neue Marketing-Chef von Skylotec, Christian Schulte, verfügt durch seine Tätigkeiten bei Intersport, Garmin und Ledlenser über viel Erfahrung im Sport- und Outdoor-Business. Diese bringt er nun bei einem der führenden Anbieter von Sicherheitsausrüstung für Industrie und Bergsport ein. outdoor.markt sprach mit Schulte über seine neue Aufgabe – und darüber, wie Skylotec seine Positionierung am Bergsportmarkt weiter ausbauen will. 

 

outdoor.markt: Herr Schulte, wie kam es zu Ihrem Wechsel von Ledlenser zu Skylotec?

Christian Schulte: Nach viereinhalb wirklich sehr erfolgreichen Jahren bei Ledlenser hatte ich Lust auf eine neue Herausforderung. Skylotec bot diese Möglichkeit, ohne dass ich mich völlig verändern musste. Die Firma gehört wie Ledlenser zum Mittelstand. Ich habe weiter-hin mit technischen Produkten zu tun, mit einer hohen Diversifikation und breiten Anwendungsmöglichkeiten. Bei Skylotec reicht das von der Tankwartung bis zu Arbeiten an Windenergieanlagen, vom Klettersteig bis zum Sportklettern.

Stellt die Unterschiedlichkeit der Bereiche Industrie und Sport, in denen Skylotec aktiv ist, für das Marketing eine besondere Herausforderung dar?

Die Herangehensweisen sind schon sehr unterschiedlich.  Beim Klettern sind die Zielgruppen sehr gut zu umreißen. Deren Einstellungen und Verhaltensweisen sind gut bekannt. In Bereich Industrie ist das sehr heterogen. Denn dort haben wir es einerseits mit Behördenthemen, bei Bauvorhaben oder Ausschreibungen, zu tun, wo man viel Hürden nehmen muss, die man im Sport nicht hat. Andererseits haben wir Kunden wie Baumpfleger, die direkt bei uns kaufen, und schließlich zweistufige Geschäfte, wenn etwa bei der Wartung von Tanks ein Sicherungsgerät gebraucht wird. Da sind die Anforderungen jeweils sehr unterschiedlich. 

Gibt es andererseits auch -Synergien zwischen den beiden Bereichen?

Auf jeden Fall. Im Produktbereich können wir für den Sport viel aus dem Industriebereich übertragen, aber auch umgekehrt. Aus den Produkten für die Industrie kann man zum Beispiel lernen, wie man den Komfort über das Design erhöhen kann, zum Beispiel bei den Gurten. In der Industrie müssen Menschen teilweise sehr lange in Gurten arbeiten – aus diesem Zusammenhang lassen sich Ableitungen zu Passform, Materialien und auch Sicherheitsaspekten im Sportbereich nutzen. 

Haben Sie ein weiteres Beispiel?

Ein Paradebeispiel sind die Bandfalldämpfer in Klettersteigsets. Ein Bandfalldämpfer reduziert den Fangstoß bei einem Sturz im Klettersteig auf ein moderates Maß. Unsere Konstruktion hat besonders gute Dämpfungseigenschaften und löst – je nach Gewichtsbereich – progressiv aus.  Das konnten wir in den Industriebereich übernehmen und wiederum für die dort geltenden Ansprüche weiterentwickeln. An diesem Beispiel erkennt man, dass beide Bereiche intensiv miteinander arbeiten und voneinander profitieren.

Kommen wir zu den Themen -Outdoor und Bergsport. Wie entwickelt sich der Markt für Bergsport in den letzten Jahren?

Im Allgemeinen stagniert der Klettermarkt. Wachstum gibt es aber bei Sicherungsgeräten und Kletterhartware. Besonders bei Jüngeren ist die Nachfrage zum Beispiel nach Helmen gestiegen. Die Sensibilität für Sicherheit ist gewachsen. Zudem ist es die junge Zielgruppe gewöhnt, in anderen Sportarten, zum Beispiel beim Biken oder Skifahren, einen Helm zu tragen. Wachstumschancen fürs Klettern bieten die Neueröffnungen von Kletter- und Boulderhallen an -vielen Orten. Das Interesse springt oft von der Halle auf den Fels über. Olympia 2020, wo Klettern erstmals als Sportart vertreten ist, setzt vielleicht auch noch mal einen Impuls.

Skylotec ist vor rund zehn Jahren in den Bergsport eingestiegen. Welche Position hat das Unternehmen in diesem Segment?

Wir sehen uns als Herausforderer.

Wie meinen Sie das?

Einige Marken sind seit Jahren auf dem Markt aktiv und besetzen ihn, die wollen wir als noch junge Bergsportmarke Skylotec mit unseren Produkten sowie -Services und Dienstleistungen herausfordern.

Sie sollen als neuer Marketingchef mit dafür sorgen, dass die Marke wächst. In welchen Bereichen soll das Wachstum generiert werden?

Ohne den aktiven Kletterer vernachlässigen zu wollen, sind Kletter-Einsteiger und junge Familien, die den Klettersport für sich entdecken wollen, von uns fokussiert zu betrachten. Zum anderen, wie schon gesagt, pushen die vielen neuen Kletterhallen die Märkte und bieten Wachstumschancen. Regional ist DACH für uns am wichtigsten, die Mittelgebirge, die Alpen, das Jura. Darüber hinaus Südeuropa mit Frankreich, Spanien, Italien.

Welche Produktkategorien können Wachstumstreiber sein?

Vor allem die, die sich für Innovationen anbieten. Hartware und Klettersteigsets beispielsweise.

Mit welchen Strategien und Maßnahmen soll das Wachstum erzeugt werden?

Wir wollen das Markenerlebnis stärken und Skylotec als globalen Innovationstreiber im Bereich Höhen- und Absturzsicherung positionieren. Das Markenerlebnis soll an jedem Touchpoint, den der Endverbraucher wahrnimmt – vom ersten Kontakt über den Kauf bis zum Service  –, spürbar sein.

Welches Verhältnis wollen Sie zum Fachhandel entwickeln?

Wir wollen eine gute Verbindung zum Handelspartner, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir unterstützen den Händler dabei, mehr Kunden in den Laden zu bekommen, und stehen im Laden oder auf den digitalen Kanälen als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Letztlich geht es darum, am Verhältnis vom Endverbraucher zum Handel und zur Marke zu arbeiten und eine gewisse Loyalität aufzubauen, also dass der Käufer aufgrund seines positiven Markenerlebnisses mit Skylotec möglichst wieder in den Laden kommt, um ein Skylotec-Produkt zu kaufen, und unsere Produkte auch empfiehlt.

Welche Rolle spielt für Skylotec die Online-Vermarktung?

Wir haben einen eigenen Onlineshop, der aber wiederum über Arendicom dem lokalen Handel die Möglichkeit bietet, die -Bestellung abzuwickeln, und dazu  einige Partner, die nur online verkaufen. Klar ist, dass wir auch für die digitale Inszenierung der Marke -Instrumente finden müssen, die für uns und die Händler attraktiv sind und die die Zielgruppe ansprechen. Die digitale Customer Journey muss vereinfacht werden, denn das erwartet die Zielgruppe -heutzutage.

Herr Schulte, sind Sie persönlich auch bergsportaffin?

Ich bin von Kindesbeinen an sportbegeistert. Bis vor einigen Jahren war ich im Fußball aktiv, aber ich habe auch schon als kleiner Junge auf Skiern gestanden. Radfahren und Laufen mache ich heute am liebsten. Natürlich zieht es mich auch in die alpinen Regionen, um auf Klettersteige zu gehen oder einfach zu wandern. Daher bin ich mit der Zielgruppe vertraut.

Vielen Dank für das Gespräch.

www.skylotec.de

 

 

Christian Schulte

Christian Schulte (Foto), 42 Jahre, studierte Wirtschaft und Politik Ostasiens, seinen Abschluss machte er 2007. Schon während seiner Studienzeit jobbte er bei Intersport, wo er dann zunächst als stellvertretender Filialleiter anfangen konnte und anschließend für zwei Jahre als Projektleiter Marketing bei Voswinkel tätig war. Danach wechselte er zu Garmin als Verantwortlicher für das Trade- und Sports-Marketing und nach weiteren zweieinhalb Jahren zum Solinger Spezialisten für Stirn- und Taschenlampen Ledlenser. Dort arbeitete er rund fünf Jahre als Director Marketing, ehe er im vergangenen März als Marketingchef zu Skylotec ging. Das Unternehmen aus Neuwied stellt Schutzausrüstung gegen Absturz und Sicherungssysteme in den Bereichen Sport und Industrie her.    

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