„Wir können schnell und ­flexibel reagieren“ – Teil 1

„Made in Austria“ als Schlüssel für den Erfolg: Im Gespräch mit dem outdoor.markt erklärt Thomas Roiser, Geschäftsführer des Hartwarenherstellers Komperdell, wieso das österreichische Familien­unternehmen die herausfordernde Situation in der Corona-Krise gut bewältigen kann. Die Produktion am heimischen Standort im Salzkammergut ist dabei der entscheidende Faktor. Hier Teil 1 des Interviews.

outdoor.markt: Herr Roiser, wie lief der Winter für Komperdell?

Thomas Roiser: Der Winter lief wegen der Corona-Pandemie natürlich nicht so wie erwartet, der alpine Bereich war rückläufig. In einigen Ländern, wie Deutschland und Österreich, hat uns das schon wehgetan. Aber unser breites Portfolio hat sich voll ausgezahlt. Der Tourenstock- und der Schneeschuhbereich sind hervorragend gelaufen. In Summe sind wir deshalb mit einem leichten Plus aus dem Winter herausgegangen.

Das heißt, die Nachfrage nach Tourenstöcken und Schneeschuhen war größer als in den Jahren zuvor?

Ja. Im Tourenstockbereich haben wir sogar das Vierfache von dem produziert, was wir auf Basis der Erfahrungen aus den Vorjahren budgetiert hatten.

Und Sie waren jederzeit voll ­lieferfähig?

Die Lage war natürlich schwer berechenbar, auch für die ­Händler. Dabei hat es sich als großer Vorteil erwiesen, dass wir sehr flexibel und wenn erforderlich schnell reagieren, das heißt produzieren und liefern können, während viele andere Unternehmen Probleme hatten zu liefern. Wir haben bewiesen, dass wir unser Geschäft im Griff haben und über die ganze Saison für die Händler ein verlässlicher Partner sind. Besonders freut mich, dass wir sogar noch einige größere Kunden dazugewinnen konnten. 

Ist diese Flexibilität begründet darin, dass Sie lokal am Standort in Mondsee fertigen?

Ja, diese lokale Produktion ermöglicht es uns, die Händler kurzfristig bedienen zu können. Die komplette Serienfertigung wird bei uns am Standort in Mondsee produziert.

Können Sie noch ein bisschen genauer beschreiben, wie Sie mit der Situation umgegangen sind, die, wie Sie sagen, sehr schwer berechenbar war?

Als Familienunternehmen haben wir einen langfristigen Horizont und müssen uns nicht auf Quartalsberichte ausrichten. So konnten wir vorausschauend planen. Es war ja offensichtlich, dass die Tourenstöcke gut gehen würden, deshalb haben wir schon im April dafür vorgesorgt.

Hatten Sie keine Probleme, an die Rohmaterialien zu kommen, die Sie für Ihre Produktion brauchen?

Zum Teil machen wir die Rohmaterialien selbst und sind deshalb nicht so abhängig. Zum anderen haben wir mit Komperdell sehr gute, langfristige Lieferantenbeziehungen, die  für mich genauso wichtig sind wie die mit den Kunden. Und wie schon gesagt, wir haben uns frühzeitig eingedeckt. Im Frühjahr, als viele Bestellungen storniert haben, haben wir die Produktionen laufen lassen, um weiter flexibel und schnell reagieren zu können.

Sie konnten also auch Ihre Belegschaft in den letzten Monaten gut beschäftigen?

Absolut! Wir haben die zwei Monate vor Weihnachten jeden Tag gearbeitet, fahren jetzt noch mindestens bis Ende April eine Extra-Schicht. Es ist mir auch eine Herzensangelegenheit, dass es genug Arbeit für meine Leute gibt. Die Mitarbeiter sind alle super motiviert und hängen sich richtig rein. Alle haben auch unsere Philosophie verinnerlicht, zu 100 Prozent kundenorientiert zu arbeiten.

Angesichts zeitweise geschlossener Läden herrschen andere Voraussetzungen für den Verkauf an den Endverbraucher. Wie hat dies aus Ihrer Sicht funktioniert?

Bis Weihnachten konnten die Händler ja noch offen haben. Außerdem waren viele aktiv und kreativ, haben die Ware zum Abholen angeboten, zum Beispiel auf dem Parkplatz, oder sich andere Wege überlegt und umgesetzt. Diejenigen, die so flexibel und ideenreich reagiert haben, geht es heute relativ gut. Händler haben mir gegenüber betont, dass es das Wichtigste war, mit dem Kunden in Kontakt zu bleiben und Wege für den Verkauf zu finden. Natürlich spielten die Onlinekanäle eine große Rolle. Wichtig ist aber die Haltung: Wenn  die eine Tür zu ist, dann geh ich halt durch die andere. Oder anders gesagt: Wenn der Alpinstock nicht geht, verkauf ich halt einen Tourenstock.

 

Hier geht es zu Teil 2 des Interviews mit Thomas Rioiser.

http://www.komperdell.com

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