Wie blickt die Outdoor-Branche auf die kommende Herbst-/Wintersaison 2021/22? Wie stehen die Vorzeichen, und was erwarten Hersteller und Händler? Wir haben uns für Ausgabe 07/21 umgehört – und stellen die Statements der Verantwortlichen aus den Unternehmen in voller Länge nach und nach hier auf die Website. Hier das Interview mit Tim Wahnel, Leiter der Division Outdoor bei Sport 2000.
outdoor.markt: Die Situation ist für Händler wie Hersteller nach wie vor durch die Pandemie geprägt. Wie blicken Sie auf die kommende Wintersaison? Mit welcher Nachfrage rechnen Sie?
Tim Wahnel: Die kommende Saison wird, ebenso wie die aktuelle, von großen Unwägbarkeiten geprägt sein. Der Drang nach Draußen ist glücklicherweise immer noch sehr stark, so dass wir von einer überdurchschnittlichen Nachfrage, insbesondere im Segment Footwear rechnen. Ob wir im Rückblick von einer guten Saison sprechen werden, ist natürlich sehr stark von der pandemischen Entwicklung und den damit einhergehenden politischen Entscheidungen abhängig. Derzeit beobachten wir starke Nachholeffekte, insbesondere im stationären Handel. Die Situation bleibt aber weiterhin herausfordernd.
Wie gehen und gingen Sie in Bezug auf die (Vor-)Order mit der Situation um? Und wie läuft die Zusammenarbeit mit den Lieferanten?
Bei dieser Fragestellung bewegen wir uns im Spannungsfeld zwischen zu erwartenden Marktentwicklungen und der persönlichen Risikobereitschaft der jeweiligen Händler. Nicht jeder kann nach den vergangenen eineinhalb Jahren signifikant stärker in die Vororder gehen, auch wenn es eigentlich klar ist, dass eines der Riesenthemen die Warenverfügbarkeit sein wird. Wichtig ist, dass sich alle Branchenteilnehmer darüber im Klaren sind, dass die Situation durch schwer planbare und extrem kurzfristig auftretende Ereignisse beeinflusst wird. Es macht also absolut Sinn, mit einer möglichst hohen Vororderquote zu kalkulieren, um die Ware dann auch verfügbar zu haben, wenn Sie benötigt wird.
Rechnen Sie damit, dass weiterhin Lieferschwierigkeiten seitens der Hersteller auftreten?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist eigentlich schon klar, dass es weiterhin Lieferschwierigkeiten geben wird. Aus einer anderen Perspektive betrachtet könnte man natürlich sagen, dass es manchmal gar nicht so schlecht ist, wenn die Kosument*innen verstehen, dass Produkte nicht beliebig verfügbar sind – aber als Handelstreibende tun Leerverkäufe natürlich weh. Einmal mehr von enormer Bedeutung ist bei dieser Problemstellung natürlich die bestmögliche Kommunikation in Richtung B2B. Das Artikel in solch einer Lage nicht immer wie geplant ausgeliefert werden können, ist klar, aber stellenweise würde ich mir da einen intensiveren Austausch zu wünschen. Ein absolutes No-Go aus Händlersicht ist natürlich die Situation, dass ein Lieferant B2C Ware liefern kann, die B2B nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar ist.
Welche Schwerpunkte sehen Sie auf dem Markt für Winter-Outdoor-Bekleidung für die HW-Saison 2021/22? In Bezug auf Aktivitäten und in Bezug auf Technologien, Materialien und Designs.
Es ist davon auszugehen, dass sich der Trend aus dem Sommer fortsetzt und viele jüngere Kundengruppen und Neukund*innen das Thema Outdoor für sich entdecken. Je nachdem, wie sich die Lage im Reisesektor entwickeln wird, wird der Fokus weiterhin auf regionalen und individuellen Aktivitäten liegen. Schneeschuhgehen, Ganzjahresradeln und geschwindigkeitsorientiertes Wandern, also etwas „sportlichere“ Outdoor-Aktivitäten werden vermutlich für steigende Nachfrage sorgen.
Vielen Dank für das Gespräch.
www.sport2000.de