Auf der ISPO in München waren auch Protektoren ein großes Thema. Der österreichische Hersteller KOMPERDELL stellte in den Gesprächen fest, dass es viel Unklarheit bezüglich der sicherheitsrelevanten Faktoren von Protektoren gibt. Wir haben Firmenchef Thomas Roiser zu den wichtigsten Punkten befragt.
outdoor.markt: Herr Roiser, für Protektoren ist die europäische Norm EN1621-2 von großer Bedeutung. Dabei sind aber noch mal Level 1 und Level 2 zu unterscheiden. Erklären Sie uns kurz den Unterschied.
Thomas Roiser: Es geht grundsätzlich um die Reduktion der auf den Körper einwirkenden Energie bei einem Aufprall, die sogenannte Restkraft, angegeben in KN für Kilonewton. Die Schutzlevel geben die maximal erlaubten Restkraftwerte für die Protektoren der jeweiligen Schutzklasse an. Bei Level 1 gilt ein Spitzenwert – der also nicht überschritten werden darf – von 24 KN und ein Durchschnittswert, für den im Prüfverfahren fünf Schläge angesetzt werden, von 18 KN. Level 2 ist deutlich anspruchsvoller mit einen Spitzenwert von 12 KN und einen Durchschnittswert von 9 KN. Dies sind aber nur Mindeststandards. Wir liegen mit Komperdell bei den Restkräften mit 5 bis 6,5 KN deutlich darunter.
Die Norm gibt auch in anderen sicherheitsrele- vanten Aspekten nur einen Mindeststandard vor. Welche sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig?
Zum einen die Größe der Schutzfläche. Hier lässt die Norm sehr viel Spielraum zu. Wichtig ist, dass die Schutzzone durchgehend ist, also möglichst die ganze Wirbelsäule vom Lendenwirbel- bis zum Halswirbelbereich schützt. Einen derart langen Protektor auch flexibel und leicht zu bauen birgt Herausforderungen. Deshalb orientieren sich sehr viele Protektoren rein an der Schutzzone der Norm, was unserer Meinung nach nicht seriös ist. Zum zweiten sind sehr wenige Protektoren in der Lage, auch mehrere Schläge zu absorbieren, und müssten nach einem Sturz getauscht werden. Das macht aber kein Anwender. Deshalb ist die Mehrschlagfähigkeit für einen guten Schutz unbedingt Voraussetzung. Unsere Protektoren sind unbegrenzt mehrschlagfähig. Zudem verlieren viele Protektoren ihren Schlagschutz, wenn sie gewaschen werden. Bei unseren Protektoren haben Waschvorgänge keine negativen Auswirkungen auf den Schlagschutz. Auch die Auswirkungen von Feuchtigkeit und Wärme sollten nicht unterschätzt werden. Bereits eine Körpertemperatur ab 38 Grad Celsius kann bei vielen Protektoren massive Einschränkungen beim Schlagschutz hervorrufen.
Unsere letzte Frage: Können Sie uns kurz die unterschiedlichen Stärken von Hartschalen- und Soft-Protektoren beschreiben?
Hartschalen helfen gut gegen Messerattacken auf der Piste, die dürften aber eher unwahrscheinlich sein (lacht). Sie bringen jedoch nicht wirklich viel gegen die Aufprallenergie bei einem Sturz. In der Energieaufnahme bei einem Aufprall sind „Softprotektoren“ den Hartschalen deutlich überlegen. Grundsätzlich mag ich den Ausdruck „Soft-Protektoren“ aber nicht, denn bei der Entwicklung stand nicht die Weichheit im Vordergrund, sondern der beste Schlagschutz.