Schneesport ist wieder absolut „en Vogue“, Hersteller und Handel buhlen um den Nachwuchs. Durchaus erfolgreich, wie die momentane Entwicklung im Langlauf- und Tourenskibereich zeigt. Und die Outdoor-Branche kann davon nur profitieren. Einige Händler sitzen sogar bereits fest im Sattel, wie outdoor.markt bei seinen Recherchen herausfand.
Der Skisport erlebt gerade ein Comeback, und davon profitieren auch die Outdoor-Händler. Tourengeher und Freeride-Fans beleben das Business. Der Trend dürfte unumkehrbar sein, glauben Insider. Mit aller Macht stürzen sich die Skihersteller auf das Thema „Wandern mit Ski“. Oben angekommen auf dem Berg, wollen sich die Outdoor-Skifahrer mit neuem, leichterem und tiefschneesicherem Gerät den Berg hinunterstürzen. Als Belohnung quasi, wenn man oben angekommen ist. Dazu wird das Ski-Equipment immer leichter. Bei der Tour bergauf zählt jedes Gramm. Denn es ist eben ein Unterschied, ob man mit knapp fünf Kilogramm auf dem Rücken oder mit nur vier Kilogramm nach oben marschiert. Während bei neuer Ski-Hartware bereits um jedes Gramm gefeilscht wird, sei bei Schuhen und Bindungen noch längst nicht alles ausgereizt, meint ein Marktkenner. Hier würden die Entwickler noch tüfteln. Denn Ski, Schuh und Bindung müssten nicht nur als technische Einheit bestens zusammenspielen, sondern auch in puncto Gewicht.
Allmountain-Ski im Trend
„Der Wanderboom wird jetzt auf den Winter übertragen“, meint Freeride-Spezialist Sebastian Steinbach. Der Münchner Outdoor-Händler und Wintersport-Spezialist ist sich sicher, dass der richtige Boom erst noch bevorsteht. Die Ski-Industrie will das Thema forcieren und wird damit auch Erfolg haben. Anbieter wie Salomon, Atomic und -Rossignol haben noch einige Überraschungen parat. In diesem Winter könnte es bereits erste Vorboten geben. Zur ISPO 2014 jedenfalls erwarten Händler neue Modelle und Komplettausrüstungen, die dem Trend entsprechen: leichter, wendiger und lebendiger im Schnee. „Allmountain-Ski“ heißt das Schlagwort. Der Trend ist schon da, der Boom soll noch folgen.
In der Schweiz werden bereits steigende Zahlen von Allmountain-Ski-Verkäufen gemeldet, der reine Pistenski verliert. Vor allem ältere Skifahrer fühlen sich auf den Allmountain-Modellen in der Regel sicherer. Man habe viele junge Freaks, aber auch ältere Kunden, die umsteigen, berichtet ein Mitarbeiter von Sport Schuster in München. Der süddeutsche Outdoor-Händler hat in der dritten Etage eigens eine Freeride-Abteilung neu eingerichtet: trendy im Stil, hip mit der Musik und ausgewählt bei den Marken. Das kommt an und lockt neues Publikum ins Haus des Bergsportspezialisten. Man verspüre eine deutliche Zunahme, berichtet der Verkäufer in der Abteilung. Viele Outdoorer wollen auch im Winter in den Bergen aktiv sein und entdecken das Tourengehen oder Freeriding. Da gehören Rucksack, passende Allmountain-Skier und eine gehörige Portion Abenteuerlust zum -Wandern im Tiefschnee.
Langlauf kommt auf Touren
Wer nicht ganz bis nach oben will, wählt Langlaufstrecken oder verbindet Wandern und Langlaufen. Der Hamburger Outdoor-Filialist Globetrotter intensiviert in diesem Jahr seine LL-Tage in den verschiedenen Häusern. Mit Hartwaren-Partnern wie Salomon, Rossignol und Fischer zum Beispiel will der Händler über Aktionen und Demos seinen Kunden solche Wintersportaktivitäten näher bringen. Als Service-Partner bei den Veranstaltungen agiert etwa noch Swix, wenn es um die Pflege und Vorbereitung der Skier geht. Aber auch der Berliner Outdoor-Händler 360 Grad steht gut auf Skiern. Im Winter wird dort das Thema Langlauf und Tourengehen mit Reisen nach Skandinavien verbunden. Als Service-Partner steht hier Fjällräven zur Verfügung. Alle Mitarbeiter in dem Outdoor-Geschäft sind selbst passionierte Tourengeher und wissen, wovon sie reden: Das kommt bei den Kunden an und überzeugt. Ein besonderes Gewicht wird dabei auch auf Tourenstöcke gelegt. Das Bekleidungs-business ergebe sich dann dazu.
Zusatzgeschäft Helm & Protektoren
Die Rundumausrüstung und Rundumberatung spricht sich natürlich herum. Dazu kommt das Helm- und Protektorengeschäft, welches zwar nicht mehr den Höhenflug der letzten Jahre erreicht, doch immer noch ein sicheres Zusatzgeschäft ausmacht. „Die meisten Tourengeher sind damit ausgerüstet“, bestätigt der Münchner Händler Steinbach. Nun würde hauptsächlich ausgetauscht oder nachgekauft. Auf jede Fall müsse man Helme und Schutzwesten (oder kombiniert mit Rucksäcken) im Angebot haben. Entsprechend gut gewappnet ist auch SportScheck in diesem Winter. „Das Geschäft mit -Tourenski, Allmountain-Ski und auch Schneeschuhen läuft in dieser -Saison überproportional gut an“, verrät SportScheck-Geschäftsführer Stefan -Herzog gegenüber outdoor.markt.
Nachwuchs wird auf die Bretter geholt
Auf einer Veranstaltung im jüngst neu eröffneten Münchner Stammhaus mit DSV-Präsident und FIS-Vorstand Alfons Hörmann ging es um den Ski-Nachwuchs und dessen Förderung, die sich SportScheck und Ski-Rennläufer Felix Neureuther gemeinsam auf die Fahne geschrieben haben. Über Outdoor-Camps, Skischule und Förderung von Hort-Einrichtungen wollen alle drei – Händler, Deutscher Ski-Verband und der Profi-Skifahrer – Kinder wieder verstärkt in den Schnee bringen. Mit einem Rückgang in den vergangenen Jahren von weltweit 345 auf derzeit 315 Millionen Skifahrer dürfte der Abwärtstrend jedoch gestoppt sein, glaubt FIS-Manager Hörmann. Das und die vielen Aktivitäten im Handel mache Mut, konstatiert Hörmann. Zu beklagen und unverständlich sei allerdings die andauernde Kappung des Schulsports, der auch manches Ski-Camp zum Opfer fällt. Selbst beim Alpennachbarn Österreich, wo der Skisport vor dem Schulhof wartet, wird immer häufiger Schulsport gekürzt.
Anders bei den Schweizer Nachbarn: Ski-Ferien sind dort weiter fest verankert im Terminkalender der Familien. Denn oft genug wird bei den Eidgenossen dieser Ferientermin im Schnee als gemeinsames Vergnügen in den Bergen genossen. Davon profitieren die Stationsgeschäfte, aber auch die Sport- und Outdoor-Läden im Unterland, in den Städten. Sport Och etwa, an der prominenten Züricher Bahnhofstraße gelegen, kann sich als outdoor-affiner Ausrüster und Touren- beziehungsweise Schneeschuhspezialist über ein gewachsenes Stammpublikum freuen. In den Outdoor-Geschäften vor Ort, in den Skigebieten, blüht dafür das Verleihgeschäft: Besonders Allmountain-Skier sind in dieser Saison gefragt.
Das bestätigt auch die Schweizer Sporthändlervereinigung ASMAS, die dem Thema Allmountain-Ski eine große Zukunft voraussagt. Auf diesen Zug springen eben immer mehr Outdoor-Händler auf. Die Zuversicht stützt sich bei den Eidgenossen außerdem auf eine stabile Zahl von Schneesportlern, darunter 470.000 Langläufer und 330.000 Tourenskifahrer, die nach aktueller Konsumentenstudie (Mach Consumer 2013) auf einem hohen Niveau zumindest stagniert. Der Schneesport bleibe vor allem bei den Älteren sehr attraktiv. Doch auch hier dürfte sich der Nachwuchs bald wieder verstärkt für die pisten- und tiefschneetauglichen Bretter interessieren, sind sich Insider sicher. Tourenskifahren erfreut sich in der Schweiz derzeit über alle Altersgruppen hinweg einer stetig wachsenden Anhängerschar. Laut Studie zählen auch beim Thema Langlauf vor allem Jugendliche mittlerweile zu den größten Fans und damit zu einer festen Kundengröße im Handel.
Trend nicht entgehen lassen
Doch auch die Hersteller basteln und bauen derzeit an neuen Produkten und Details, die dem Trend Wandern und Skifahren als Einheit entgegenkommen. Trendsetter bleiben die Freaks, junge Berg- und Schneefans, die gezielt nach kleinen innovativen Skimarken suchen würden, erklärt der Münchner Outdoor- und Skispezialist Steinbach. Er importiert selbst mehrere amerikanische Marken, die er europaweit unter einer eingeschworenen Fangemeinde, auch in der Schweiz, vertreibt. „Solche Skier und Marken machen andere auf der Piste natürlich neugierig“, berichtet Steinbach. Das Geschäft jedenfalls läuft in dieser Saison wieder stärker als im Vorjahr an. Mit der richtigen Nase fürs Tourengehen und bei der Entwicklung im -Allmountain-Ski-Bereich sollte der Outdoor-Handel sich einen wichtigen Trend jedenfalls nicht entgehen lassen.