Ski- und Outdoor-Bekleidungshersteller Schöffel hat einen German Brand Award für sein Heizsystem „Intellitex Heat“ gewonnen. Für die Ausgabe 10/2019 haben wir mit dem verantwortlichen Innovationsmanager Dr. Henrik Vogel über die Eigenschaften der zunächst in einem Ski-Outfit verwendeten Nano-Carbon-Membrane gesprochen – und über Schöffels weitere Pläne im „smarten“ Bereich.
Schöffel hat für seine Innovation „Intellitex Heat“ einen German Brand Award 2020 in zwei Kategorien gewonnen: als „Winner“ in der Kategorie Sports & Outdoor Goods und mit einer „Special Mention“ in der Kategorie Brand Innovation. Die Jury des German Brand Award zeichnet Unternehmen für besondere Aspekte der Markenführung aus. Dazu bewerten Experten aus Unternehmen, Wissenschaft, Beratung, Dienstleistung und Agenturen die Marken nach unterschiedlichen Kriterien, darunter Eigenständigkeit, Prägnanz und Differenzierung zum Wettbewerb. Ebenso werden die Nachhaltigkeit, der Innovationsgrad, die Zukunftsfähigkeit und die Gestaltungsqualität der jeweiligen Marke untersucht. Schöffel war mit „Intellitex Heat“ unter rund 1.200 Einreichungen zum German Brand Award 2020 aus 14 Ländern erfolgreich. Schöffel hatte „Intellitex“ Anfang des Jahres als eigene Marke gestartet, um wichtige Technologie-Lösungen in seine Produkte zu integrieren. „Intellitex Heat“ ist das erste Produkt der „Intellitex“-Reihe und wird ab Winter 2020/2021 in einem Ski-Outfit im Handel erhältlich sein. Vor der Präsentation auf der ISPO Anfang 2020 hatten wir mit Schöffels Innovationsmanager Dr. Henrik Vogel (Foto) gesprochen.
outdoor.markt: Herr Vogel, worum handelt es sich bei dem Ski-Outfit mit der smarten Heiztechnologie „Intellitex Heat“ genau?
Dr. Henrik Vogel: Es handelt sich um ein komplettes Ski-Outfit mit Jacke und Hose sowohl für Damen als auch für Herren, ausgestattet mit Heizelementen. Gegenüber den vorherrschend auf dem Markt erhältlichen Heiztechnologien mit verarbeiteten Metalldrähten bieten wir ein System mit einlaminierten Carbon-Fasern.
Welche Vorteile hat das?
Die Nano-Carbonfasern sind zum einen sehr wärmeeffizient. Dazu passen sie sich perfekt in das Kleidungsstück ein, weil sie nur einen Millimeter dick und mit flachen Textilkabeln versehen sind, die nicht stören. Sie fühlen sich einfach unglaublich soft an, wie ein dünner Stoff. Waschbar ist das System selbstverständlich auch.
Wie funktioniert das Heizsystem?
Die kontinuierliche Stromversorgung wird wie bei ähnlichen, bestehenden Systemen durch eine Powerbank sichergestellt. Dank des Standard-USB-Anschlusses bleibt das System damit in der Nutzungsdauer flexibel. Wir haben eine isolierte Extra-Tasche entwickelt, in der die Powerbank gegen Kälte geschützt ist und die zudem ein lästiges Hin- und Herrutschen der Powerbank verhindert, was gerade beim Skifahren sehr störend wäre. Der Kunde kann aber auch seine eigene Powerbank anschließen. Die Pocket ist für die Standardgrößen ausgelegt.
Wie bedient der Nutzer das System?
Ganz einfach über einen Druckknopf an der Außenseite der Jacke beziehungsweise Hose. Ein Sensor an den Heizelementen sorgt dafür, dass die Temperatur konstant bleibt. Das System trackt die Temperatur regelmäßig. Einen absoluten Mehrwert liefert zudem die automatische Stand-by-Funktion des Heizsystems. Heißt: Das System erkennt Nicht-Bewegung und schaltet nach einer bestimmten Zeit automatisch in eine Art Schlafmodus. Bei erneuter Bewegung reaktiviert sich das System in die vorab eingestellte Heizstufe. Da ist sehr hilfreich, gerade wenn der Nutzer oder die Nutzerin auf der Hütte die Jacke auszieht und die angeschaltete Heizung vergisst.
Wäre nicht im Sinne einer innovativen „Smart“-Lösung die Steuerung über eine Handy-App
konsequent gewesen?
Einerseits denken und arbeiten wir in der Entwicklung auch in diese Richtung, aber unser Hauptfokus liegt darauf, Lösungen zu bieten, die leicht verständlich und intuitiv nachvollziehbar sind. Auch aus dem Feedback unserer Tester haben wir die Erkenntnis gewonnen, dass der Nutzer beim Skifahren eine einfache Lösung haben will. Er will ohne großen Aufwand verschiedene Wärmestufen einstellen können, ohne sein Handy aus der Tasche ziehen zu müssen, um dann auf der Piste aufwendig das System zu justieren.
Wo sind die Heizelemente in der Kleidung angebracht?
Beide Teile sind mit Heizelementen ausgestattet, also auch die Hose. Das ist neu auf dem Markt. In der Hose sitzen sie im Bereich des Oberschenkelmuskels, in der Jacke im Schulterbereich.
Wieso haben Sie sich für diese Positionierung entschieden?
Der Oberschenkelmuskel hat eine Kontroll- und Stützfunktion für Hüfte und Becken, aber auch für den Patellasehnen-, Meniskus- und Kreuzbandbereich. Es ist nicht nur beim Fahren sehr angenehm und bringt Performance, wenn diese wichtige Muskulatur auf Betriebstemperatur gehalten wird, sondern es wirkt auch als eine zusätzliche Verletzungsprävention. Aber es ersetzt natürlich nicht das Aufwärmprogramm.
Und weshalb oben der Schulterbereich?
Wir haben natürlich alle Varianten ausprobiert und testen lassen, auch von Skiprofis. Nach Rücksprache auch mit Ärzten haben wir uns aus mehreren Gründen für den Schulterbereich entschieden. Mit der Positionierung des großflächigen Heizelements im Schulterbereich schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe. Zum einen unterstützen die dort gewärmten Muskeln und Sehnen den Nackenwirbelbereich, der die wichtige Funktion hat, den Kopf zu stützen. Gerade beim Skifahren ist der Kopf sehr gefordert, weil man auch das Geschehen auf der Piste im Blick behalten muss, da ist der Skifahrer ständig in Verzerrungsgefahr. Zudem ist er auch anfällig für Zugluft. Dazu haben wir den positiven Nebeneffekt, dass der Blutkreislauf in den Verlauf der Extremitäten erwärmt wird, was wiederum ein angenehmes Wärmegefühl im Unterarm und Fingerbereich hervorruft.
Wo befindet sich die Powerbank?
Die befindet sich mit der Extrapocket auf der Innentaschenseite im vorderen rechten Bereich unten am Saumabschluss. Dort stört sie beim Skifahren nicht, man stößt bei engen Bewegungen mit dem Arm nicht dran.
Sollen dieser Entwicklung für Skifahrer weitere für andere Aktivitäten folgen?
Wir gehen das sehr strategisch an. Im Zentrum steht unsere Marke „Intellitex“, die wir zu einer Innovations- und Technologieplattform zu verschiedenen Themen im Ski- und Outdoorbereich ausbauen. Alles, was in Zukunft an außergewöhnlichen, nutzenstiftenden Innovationen herauskommt, die über Materialtechnologie wie eine neue Membran hinausgehen, fassen wir unter der Marke „Intellitex“ zusammen. Smart Textiles stehen dabei stark im Fokus. Die Verbindung von Internet und Kleidung wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Unser Ziel sind allerdings immer Neuerungen, die auch einen Nutzen für den Kunden bringen.„Intellitex“ wollen wir kurz- bis mittelfristig im Markt etablieren als außergewöhnliche, zuverlässige, vertrauenswürdige und qualitativ hochwertige Technologie aus dem Hause Schöffel. Das betrifft übrigens den Smart-Bereich Smart, aber auch den analogen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview ist in der Ausgabe 10/2019 des outdoor.markt erschienen.