Die neue skandinavische Frilufts Retail Europe AB, in der vor kurzem der deutsche Outdoor-Händler Globetrotter mit den skandinavischen Outdoor-Filialisten Naturkompaniet und Partioaitta aufging, hinterlässt manche Fragen und Sorgen bei Händlern wie bei Herstellern. Um so überraschender die Antworten, die outdoor.markt von Fenix Outdoor-CEO Martin Nordin erhielt: Es sei gar nicht ausgemacht, dass die Frilufts-Einzelhandelsgruppe, Tochter von Fenix, in der Gruppe bleibe. Dem schwedischen Eigentümer gehören brisanterweise auch große Outdoor-Marken wie Fjällräven und Hanwag.
outdoor.markt: Herr Nordin, nach der ersten Beteiligung von Fenix an Globetrotter, was war da die Intention? Globetrotter ganz mit Frilufts zu fusionieren?
Martin Nordin: Die Intention war zunächst eigentlich, Synergien beziehungsweise Zusammenarbeitsformen zu finden zwischen den damaligen Fenix-Einzelhandelsunternehmen Naturkom-paniet in Schweden und Partioaitta in Finnland. Wir sind nicht unbedingt davon ausgegangen, dass das funktioniert, auch wenn wir die Möglichkeiten sahen. Uns war jedoch klar, dass sich der klassische Einzelhandel verändert. So haben wir uns innerhalb der Fenix-Gruppe überlegt, ob es langfristig Sinn macht, in der gleichen Gruppe eine freistehende Einzelhandelseinheit zu haben, oder ob man das trennen oder verkaufen sollte. Hintergrund für uns war, dass sich das Geschäft durch diese Veränderungen einerseits globalisiert, vor allem aber auch immer mehr europäisiert. Schließlich haben wir das auch mit den beiden Globetrotter-Geschäftsführern besprochen, weil wir uns lange kennen, und sind dann so zu der ersten Beteiligung gekommen. Frilufts ist eine nachträgliche Idee, die sich konsequenterweise aus dieser Entwicklung der Märkte und Partner herauskristallisierte.
Was genau sind die Synergien, die Sie jetzt anstreben?
Da geht es eigentlich um alles – von der EDV über Logistik, Aufbau des Webhandels, natürlich den Einkauf bis hin zur Distribution. Die Liste ist riesig lang. Nicht für die Fenix-Gruppe, aber vor allem für die Einzelhandelsteile von Fenix. Wenn es bei Globetrotter alleine schon bis zu 13 operative Einheiten gegeben hat, dann sind daraus jetzt 40 oder sogar bis zu 50 Einheiten in dieser neuen Frilufts-Gruppe geworden. Wir können größere Mengen einkaufen, mit anderen Preisen kalkulieren und vieles mehr. In fast allen Bereichen wird sich das auswirken.
Wird das auch nach außen hin in irgendeiner Form sichtbar werden?
Eigentlich nicht. Die drei Ketten haben sehr starke Namen in ihren eigenen Märkten. Da irgendetwas zu verändern macht keinen Sinn.
Globetrotter war zuletzt aus der Eurofamily ausgetreten. Wird es neue Eigenmarken in der neuen Konstellation von Frilufts geben?
Das ist schwierig zu beantworten. Wir von Fenix sind zwar der Mehrheitsaktionär, jedoch ist es nicht so , dass die Frilufts-Gruppe langfristig immer ein Teil von Fenix bleiben wird. Die strategischen Planungen liegen ganz in der Hand der neuen Geschäftsführung von Frilufts unter dem CEO Ulf Gustafsson. Wir haben natürlich einen gewissen Einfluss, aber mehr kann ich dazu nicht sagen.
Planen Sie neue Laden-Konzepte in Deutschland, im deutschsprachigen Raum DACH beziehungsweise in Europa?
Es ist natürlich rein konzeptionell nicht ausgeschlossen, dass man sich mit dieser Gruppe erweitern möchte. Globetrotter hat sehr gute Erfahrungen mit Groß-flächen-Konzepten. Naturkompaniet und Partioaitta verfügen in Schweden und in Finnland über kleinere Läden und haben damit gute Erfahrungen gesammelt. Vielleicht bietet das einmal Möglichkeiten für kleinere Konzepte in Deutschland oder in Österreich. Aber im Augenblick halte ich das noch für unwahrscheinlich. Man muss sich erst einmal darauf konzentrieren, die Synergien auszunutzen.
Wie ist die Reaktion aufseiten der Lieferanten?
Sofern ich das sehe, sind die schon ein bisschen verunsichert. Aber ehrlich gesagt: Langfristig gesehen sollte es da keine Probleme geben. Es gibt wohl unterschiedliche mögliche Reaktionen. Plötzlich sehen sie sich der zweitgrößten spezialisierten Outdoor-Kette in Europa gegenüber. Das bedeutet für sie natürlich ein neues größeres Verkaufsvolumen, über das anders verhandelt wird hinsichtlich Produktauswahl und Preisen. Das könnte den Lieferanten möglicherweise ein bisschen Angst machen. Wir als Hauptaktionär von Fenix wollen aber auch sicherstellen, dass die neue Frilufts-Gruppe nie ein Billiganbieter wird und über den Preis arbeitet. Das ist überhaupt nicht in unserem Sinn, das würden wir nicht mitmachen. Das haben wir bei keinem unserer Ketten in Schweden und Finnland gemacht und auch nicht bei unseren Marken. Das ist kein strategisches Ziel unsererseits. Ich kann auch verstehen, dass es vielleicht Sorgen gibt, unsere Marken würden in der Gruppe künftig stärker angeboten, aber auch das ist Quatsch. Unsere Marken stehen genauso im Wettbewerb im Verkauf wie alle anderen, und das weiß jeder unserer Lieferanten in Skandinavien. Alles andere klappt nicht und würde der Kette die Glaubwürdigkeit nehmen. Die Glaubwürdigkeit muss auf jeden Fall erhalten bleiben. Wir haben übrigens aus diesem Grund unsere Aktionäre auch schon früh informiert, dass es die Idee zu einem möglichen Spin-off der Frilufts-Gruppe gibt. Wie eingangs gesagt: Es muss nicht so sein, dass diese Einzelhandelsgruppe immer bei Fenix bleibt.
Sehr interessant. Könnte das noch in diesem Jahr passieren?
Über Zeitpläne sage ich nichts. Wir möchten natürlich zuerst die Synergien hereinholen. Über Zeitplan und Form solch eines Vorhabens kann ich jetzt aber nicht mehr sagen, sondern lediglich über die Intention.