Für die Ausgabe 05/21 des outdoor.markt mit dem Fokusthema Outdoor-Schuhe haben wir für die Titelgeschichte mit Vertretern aus Industrie und Handel gesprochen. In loser Folge veröffentlichen wir ihre Statements an dieser Stelle. Hier Teil 1 des Interviews mit Alexander Nicolai, Geschäftsführer von Lowa.
In diesem ersten Teil des Interviews mit Lowa-Geschäftsführer Alexander Nicolai geht es um die Auswirkungen der Pandemie auf das Unternehmen und Einschätzungen zu deren Auswirkungen auf den Outdoor-(Schuh)-Markt insgesamt.
outdoor.markt: Wie haben sich die Geschäfte von Lowa in letzter Zeit entwickelt? Wie sind Sie bisher durch die Pandemiezeit gekommen?
Alexander Nicolai (Foto): Rückblickend war 2020 ein herausforderndes Jahr für uns. Wir verkaufen normalerweise stark über den stationären Fachhandel, da wir auch ein beratungsintensives Produkt vertreiben. Durch die langen Lockdown-Phasen im Handel Anfang des letzten Jahres haben wir an Umsatz verloren. Nach den Lockdowns lief das Geschäft sehr gut und wir konnten aufholen, aber die Lücke zum Vorjahr konnten wir nicht ganz schließen. 2021 hat für uns stark begonnen und im Moment sieht es sehr vielversprechend aus, was das restliche Jahr angeht. Ansonsten haben wir aber natürlich mit den gleichen Anpassungen zu kämpfen gehabt, wie andere Firmen auch. Von Hygienekonzepten bis Home-Office standen wir vor zahlreichen Herausforderungen. Aber dank der Flexibilität und des Einsatzes all unserer Mitarbeitenden sind wir recht gut durch die Krise gekommen.
Welche Anpassungen haben Sie vorgenommen während der Lockdowns?
Im letzten Jahr hatten wir natürlich zu Beginn der Pandemie mit unseren Produktionsstätten in Europa eine recht gute Position. Wir konnten recht lange während des Jahres 2020 produzieren und auch liefern. Aufgrund von Materialengpässen mussten wir dann aber kurzfristig unsere Produktion schließen. Glücklicherweise handelte es sich hier lediglich um eine kurze Zeitspanne und wir konnten anschließend weiterproduzieren. Auch die großen Probleme der globalen Lieferkette während der Pandemie waren mit unserer Produktion in Europa für uns nicht so extrem spürbar. Wir sind mit unserer Produktionsstrategie „Made in Europe“ recht gut aufgestellt.
Welche Lehren ziehen Sie aus den Erfahrungen der letzten eineinhalb Jahre?
Die Lehre aus der Pandemie ist mit Sicherheit für uns, dass die Menschen einfach rauswollen in die Natur – und wir bieten ein Produkt, das ein optimales Outdoor-Erlebnis ermöglicht. Die Konsument:innen suchen nach hochwertigen Produkten, und sie wollen mehr und mehr wissen, wo und wie diese produziert wurden. Auf diese Fragen können wir fundierte Antworten geben. Lowa-Schuhe „Made in Europe“ bieten daher vieles, was aktuell von den Kunden gefragt ist. Wir gehen generell auch in den nächsten Saisons von einem Outdoor-Trend aus und schauen der Zukunft optimistisch entgegen.
Welche Folgen haben die Pandemie-Zeit beziehungsweise die damit verbundenen Maßnahmen für den Outdoor- und speziell den Schuhmarkt – was beispielsweise Nachfrage oder Preisentwicklung betrifft?
Klar, die Verlagerung zum Onlinehandel hat sich durch die Pandemie nochmals extrem beschleunigt. Sie hat vorher schon stattgefunden, wurde aber nochmals intensiviert. Mittlerweile kann wirklich fast jeder online einkaufen und sehr viele auch verkaufen. Jedoch glaube ich fest daran, dass das Pendel auch wieder etwas zurückschwingt zum stationären Handel. Die Konsumenten wollen Produkte auch anprobieren und etwas erleben. Die Entwicklung im Sport- und Outdoormarkt war die letzten Monate sehr stark und wird auch noch eine Weile anhalten. Der klassische Schuhhandel ist eher in Schwierigkeiten und erfährt eine geringere Nachfrage. Hier werden im Momente neue Konzepte und Wege ausprobiert, um auch nachhaltig in der Zukunft erfolgreich zu sein. Die Preisgestaltung wird in den kommenden Saisons immer schwieriger, da alle Materialien im Preis nach oben gehen. Auch Produktions- und Transportkosten werden steigen und somit die gesamte Kostenseite. Wie sich dies im Einzelnen auf den Handel auswirkt, wird man in der nächsten Zeit sehen.
Hier geht es zum 2. Teil des Interviews.
Fotos: Lowa/Benjamin Pfitscher, Lowa