Hightech-Fasern und -Materialien, Wiederverwertbarkeit und transparente faire Produktionsbedingungen – das Thema Ökologie schiebt die Ökonomie an. Handel und Endverbraucher sind auf den Zug gesprungen, beides wächst in der Outdoor-Branche mehr und mehr zusammen. Viele Hersteller nehmen eine Vorreiterrolle an und ziehen damit auch Handel und Endverbraucher mit. In wenigen Jahren ist aus dem funktionsgetriebenen Trendthema Mainstream geworden. Softshell etwa feierte letztes Jahr zehnjährigen Geburtstag. Und mittlerweile sind Hersteller so weit, dass diese Mehrlagensysteme zu 100 Prozent aus recyceltem Polyester hergestellt werden können. Nach Gebrauch soll das Produkt auch wieder zu 100 Prozent wiederverwertbar sein. Recycling wird das große Thema der nächsten Jahre, sind sich Branchenkenner einig. Und von Vorteil kann nur sein, dass die Hersteller in der Outdoor-Branche an einem Strang ziehen.
Grüner Kultfaden
Wie präsent das Thema beim Endverbraucher ist, bestätigt Odlo-Sprecher Rainer Bommas. „Die Verbraucher kaufen unsere Greentec-Produkte vor allem auch wegen des Designs“, wie immer mehr Händler und Außendienstler von Odlo bestätigen würden. Der grüne Faden in den Odlo-Produkten ist Kult geworden. Die innovative Nahtlos-Unterwäsche „Evolution Greentec“ brachte Odlo zur Wintersaison 2012/13 auf den Markt, sie wurde bereits auf der OutDoor in Friedrichshafen mit dem „OutDoor Industry Award 2012“ ausgezeichnet. Aber auch bei anderen Herstellern freuen sich die Produktmanager über diese Tendenz. Der Konsument nimmt die Angebote der Industrie in Sachen Ökologie an. Ob Mammut, Vaude oder Houdini – die Anstrengungen und jahrelangen Bemühungen der Hersteller, im wahrsten Sinne des Wortes Zeichen zu setzen, scheinen belohnt zu werden. Greentec, Green Shape oder Green Cotton – es gelingt immer häufiger, spröde Ökologie bei der Herstellung mit pfiffigem Design zu verknüpfen.
Hersteller rücken zusammen
Greentec vereinige Nachhaltigkeit und Funktionalität mit einem coolen Design, erklärt Sara Canali, Head of Product Management und Design bei Odlo. „Evolution Greentec“ sei die erste und einzige Nahtlos-Unterwäsche aus 100 Prozent wiederverwertetem Polyester, das zu 100 Prozent auch wieder recycelt werden könne. Das Hightech-Material ist mit einem grünen Faden speziell designt und konfektioniert. Der grüne Faden stehe für herausragende Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Mit entsprechenden Marketingbemühungen untermauert, hilft das dem Handel natürlich beim Verkauf und fördert das Image beim Endkunden.
EOG-Sprecher Mathias Basedow betont, dass die Thematik selbstverständlich bereits seit einigen Jahren auf dem Tisch liege. Hersteller rückten nun immer enger zusammen und versuchten, sich vor allem als Einheit zu präsentieren. Alle Hersteller würden an einem Strang ziehen und die Karten offen auf den Tisch legen. Das Thema sei zu wichtig, als dass noch Zeit für Wettbewerbsneider wäre. Allerdings seien noch nicht alle Tendenzen einer gewissen Vorsicht überwunden, berichten Insider. Der Kampf um die ökologisch vertretbarsten Lieferanten sei schon noch im Gange. Da suche dann doch jeder seinen Vorteil. Doch das sei verständlich, Hauptsache, die Richtung stimme. Und davon ist EOG-Manager Basedow überzeugt. Als Branchenverband gelinge es vor allem auch immer besser, diese Botschaften nach außen zu tragen beziehungsweise publik zu machen und aufzuklären.
Natürliches Material
Softshells, Sympatex, Gore-Tex oder neuerdings Corkshell: Techniker entwickeln Hightech-Materialien und Fasern immer weiter, der Innovationsgeist in der Outdoor-Branche ist ungebrochen. So präsentiert Schoeller ein neuartiges Produkt auf Korkbasis. Damit ist es dem Schweizer Textil- und Gewebespezialisten nach eigenen Angaben erstmals gelungen, die herausragenden Eigenschaften des Naturprodukts Kork mit denen von hochwertigen Funktionstextilien zu kombinieren. Corkshell soll eine deutlich höhere Wärmedämmung als herkömmliche Softshells bieten, bei gleichzeitig hoher Atmungsaktivität und einem angenehmen Tragekomfort. Bei Corkshell kommt ein FSC-zertifiziertes Korkgranulat zum Einsatz, das bei der Produktion von Weinkorken als Abfallprodukt entsteht. Dieses Naturgranulat wird fein pulverisiert und mittels eines von Schoeller patentierten Spezialverfahrens als Beschichtung fest mit dem Gewebe verbunden. Es stehen zwei unterschiedliche Typen zur Verfügung: zum einen die zweilagigen Gewebe-Konstruktionen mit Korkbeschichtung auf der Innenseite, zum anderen eine dreilagige Gewebekonstruktion. Hier liegt die Korkbeschichtung in der Mitte zwischen einer wasser- und windabweisenden Gewebeoberfläche und einer hochatmungsaktiven, an die jeweiligen Bedürfnisse angepassten Innenseite.
Innovationsdruck bleibt hoch
Hersteller leben und bieten inzwischen beides: Innovation bei Produktdesign und Innovation in Sachen Nachhaltigkeit. So produziert die Schoeller Textil AG bereits seit 2001 nach den Richtlinien des Bluesign-Standards und hat den Standard neben anderen Firmen wie Huntsman (ehemals Ciba) oder Nike mit ins Leben gerufen. Bluesign steht für schadstoffarme Textilien, eine umweltfreundliche Produktion und einen sorgfältigen Umgang mit Ressourcen, basierend auf fünf Säulen: Konsumentenschutz, sauberes Abwasser und schadstoffarme Abluft sowie Arbeitssicherheit und Ressourcenproduktivität. Schoeller hat an der Entstehung dieses Standards maßgeblich mitgearbeitet und wurde als erstes Textilunternehmen der Welt zertifiziert. Bereits 1994 lancierte Schoeller sein erstes zu 100 Prozent recycelbares Stretchgewebe, seit mehr als einem Jahrzehnt setzt der Textilentwickler im Unternehmen keine PFOS-haltigen Produkte mehr ein. Hart wird also inzwischen daran gearbeitet, Standards, Erfolge und neue Errungenschaften nach draußen zu tragen. Neben Eigeninitiativen ist die EOG eine geeignete Plattform dafür.
Drei Säulen bei Mammut
Drei Säulen umfasst die Corporate-Responsibility-Ausrichtung der Mammut Sports Group mit ihren beiden Marken Mammut und Toko. Sie stehen jeweils für nachhaltiges, verantwortungsbewusstes Handeln unter ökologischen, sozialen und ökonomischen Gesichtspunkten. Damit alle Aktivitäten des Unternehmens von der Lieferantenkontrolle in den Produktionsländern bis zur Einsparung von Druckerpapier in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess gemäß diesem Nachhaltigkeitsmodell ausgerichtet werden, haben die Schweizer eigens ein zweiköpfiges Team zusammengestellt, welches sich ausschließlich diesem Anspruch widmet. „Wir sind überzeugt, dass ein glaubwürdiges Engagement für soziale und ökologische Belange ein spannendes
Innovationsfeld darstellt, und wissen, dass dies auch von Händlern und Endkonsumenten vermehrt eingefordert wird. Nicht zuletzt lohnt sich ein langfristiges CR-Engagement auch wirtschaftlich und minimiert Reputationsrisiken, worunter aktuell einige Outdoor-Firmen leiden“, unterstreicht Adrian Huber, Leiter Corporate Responsibility bei Mammut. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser und glaubwürdiger. Deshalb hat sich der Anbieter proaktiv mit dem Thema soziale Arbeitsbedingungen in der Zulieferkette auseinandergesetzt. 2008 trat das Schweizer Bergsportunternehmen der Fair Wear Foundation bei.
Grüne Unternehmensphilosophie
Für sein außerordentliches ökologisches Bekenntnis ist auch Vaude bekannt. Das Thema wird gelebt und auch dafür geschult. Für den Outdoor-Ausrüster sei es im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes wichtig, den gesamten Produktlebenszyklus bis zum Ende zu betrachten, untermauert Vaude-Sprecher Benedikt Tröster und führt ein überzeugendes Beispiel an. Mehr als 750.000 Tonnen gebrauchte Textilien würden in Deutschland jährlich aussortiert. Vom einfachen T-Shirt bis zur wasserdichten Funktionsjacke sind dies wertvolle Rohstoffe, die nicht einfach auf dem Müll landen sollten, sondern im Sinne eines nachhaltigen Lebensstils weiterverwendet oder recycelt werden könnten. Daher habe Vaude eine Kooperation mit dem Dachverband FairWertung e.V. geschlossen, um damit ein verantwortungsvolles Textil-Recycling gebrauchter Produkte gewährleisten zu können. Außerdem waren zum Auftakt des Faser und Endprodukt: Schoellers Corkshell und eine Hose aus der Vaude-Green-Shape-Kollektion.Deutschen Nachhaltigkeitskodexes jüngst sechs Unternehmen ins Bundeskanzleramt nach Berlin eingeladen worden, die als erste Vertreter der deutschen Wirtschaft eine Entsprechenserklärung unterzeichneten. Mit dabei in diesem ausgewählten Kreis war der Outdoor-Ausrüster Vaude. Hilke Patzwall, Umweltmanagementbeauftragte bei Vaude, und Janis Drögenkamp, Unternehmensentwicklung Vaude, hatten an diesem Ereignis teilgenommen. Für den Outdoor-Hersteller sei der Deutsche
Nachhaltigkeitskodex ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, die Leistungen des Unternehmens in allen Bereichen messbar und damit auch vergleichbar darzustellen, betont Tröster. „Dies ist eine wichtige Voraussetzung dafür, unser Ziel zu erreichen, bis 2015 Europas umweltfreundlichster Ausrüster zu werden.“
Strenge Kontrolle
Vaude setzt für seine ökologischen Green-Shape-Produkte strengste und für jedermann nachvollziehbare Kriterien an. Grundlage einer ökologisch ausgerichteten Produktentwicklung sind saubere und gesundheitlich unbedenkliche Inhaltsstoffe. Ein wichtiger Bestandteil dieser Umweltphilosophie sind Bluesign-zertifizierte Materialien. Als offizieller Partner arbeitet der Ausrüster seit 2001 mit der Bluesign Technologies AG zusammen und hat bereits die eigenen Produktionsstätten in Deutschland und Vietnam nach dem strengen Umweltstandard prüfen lassen. Im Zeichen der Umwelt hat sich Vaude auch bewusst für den Einsatz der Sympatex-Membran entschieden. Sie besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, ist umweltverträglich in der Herstellung (kein PTFE) und kann sortenrein entsorgt und recycelt werden. Daneben spielen nachhaltige Rohstoffe wie Biobaumwolle, Hanf oder die Holzviskose-Faser Tencel eine wichtige Rolle für umweltfreundlich hergestellte Produkte. Der Hersteller hat für seine Sommerkollektion 2013 erneut große Schritte für einen kleinen ökologischen Fußabdruck unternommen. Ganze 73 Prozent der Bekleidung werden nach den strengsten Öko-Kriterien der Branche mit dem ökologischen Vaude-Gütesiegel „Green Shape“ ausgezeichnet.
Handel kann sich profilieren
Sympatex, Spezialist für Hightech-Funktionssysteme, bietet dem Handel Verkäuferschulungen, spezielle Pflegehinweise und weitere Materialien für die Pflege von Produkten mit Sympatex-Ausstattung. Die Sympatex-Membran ist im Gegensatz zu vielen anderen Membranen porenlos und dadurch sehr pflegeleicht. Weder Schweiß und Schmutz noch Waschmittelrückstände (Tenside) können die Membran verstopfen. Darüber hinaus ist die Sympatex-Membran PTFE-frei und vollständig recycelbar. Dass es für den Outdoor-Fachhandel aber trotzdem noch eine Menge zu tun gibt, beweisen Studien. Eine im Auftrag von Sympatex durchgeführte Umfrage bei über 1.000 Endverbrauchern (Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 59 Jahren) liefert bemerkenswerte Ergebnisse: Über 70 Prozent der Befragten bestätigen den Besitz von mindestens einer Outdoor-Funktionsjacke im Haushalt. Dabei wissen 40 Prozent nicht, wie man diese richtig wäscht bzw. pflegt. Rund 35 Prozent der Befragten waschen die Funktionsjacke nicht regelmäßig, da sie unsicher sind, ob dies der Funktion schadet. Knapp 30 Prozent imprägnieren die Funktionsjacke nie nach dem Waschen.
Für den Handel bedeutet dies, dass ein großer Informationsbedarf zum Thema Waschen und Pflegen von Seiten der Endverbraucher besteht. Beratung beim Verkauf von Funktionsbekleidung steht hier neben ausführlichen Informationen am Produkt an erster Stelle. Schließlich kann sich der Fachhandel aber genau darüber profilieren. An Unterstützung und Einsatz der Hersteller mangelt es jedenfalls nicht.