Vergangenes Jahr haben der Outdoor-Ausrüster BERGANS OF NORWAY und der finnische Faserhersteller SPINNOVA eine Entwicklungspartnerschaft begonnen. Das Ziel: eine neue und radikal nachhaltige Art der Textilherstellung zu entwickeln. Ein erster Prototyp ist bereits im Einsatz.
Spinnova und Bergans gaben im letzten Oktober ihre langfristige Kooperation bekannt. Die finnisch-norwegische Produktentwicklung sollte die gemeinsamen Interessen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Technologie und Outdoor-Leben vereinen. Spinnova ist ein finnischer Hersteller und Entwickler einer innovativen Technologie zur umweltfreundlichen Herstellung von Textilfasern aus Cellulose. Das Ziel der Kooperation ist die Weiterentwicklung einer Textilfaser auf Cellulose-Basis, jedoch ohne Chemikalieneinsatz – und dafür mit der Hoffnung, die Textilindustrie nachhaltig zu verändern.
Mechanischer Prozess statt Chemie
Textilfasern aus Cellulose sind nichts Neues, basieren jedoch zumeist auf chemischen Prozessen. Was das Konzept von Spinnova davon unterscheidet, ist der mechanische Prozess, der an die Stelle der meist schädlichen Chemikalien tritt. Die patentierte Technologie erzeugt weder giftigen Abfall noch andere Nebenprodukte, wodurch die entstehende Faser und ihre Produktionsmethode wesentlich nachhaltiger sind und das Material zudem einfacher recycelt und wiederverwertet werden kann. Spinnova hat sich verpflichtet, nur FSC-zertifiziertes Holz oder Holzabfälle zu verwenden.
Bergans of Norway ist einer der ersten Anbieter mit einem kompletten Produkt aus der Spinnova-Faser. Die norwegische Marke konnte bereits Ende 2019 das erste Ergebnis der neuen Technologie präsentieren: einen schlichten Rucksack, dessen Material auf skandinavischem Holz als Rohstoff beruht und der ohne schädliche Chemikalien hergestellt wurde. „Mit diesem futuristischen Produkt wollen wir die Spinnova-Technologie testen. Wir hoffen, dass das Projekt ein Schritt in Richtung eines nachhaltigeren Textilkonsums sein kann“, so Jan Tore Jensen, CEO von Bergans.
Eine neue Art zu produzieren
Zwar ist der Rucksack immer noch ein Prototyp und nur in sehr begrenzter Stückzahl erhältlich. Dennoch betonen beide Partner die Wichtigkeit, das Produkt bereits jetzt verfügbar zu machen, um auch die Kunden an der weiteren Entwicklung teilhaben zu lassen. „Wir möchten den Verbrauchern ermöglichen, unser Material kennenzulernen, indem sie Produkte real ausprobieren können. Dafür brauchen wir innovative und risikobereite Hersteller. Bergans war von Beginn an sehr pragmatisch und auch offen, neue Materialien auszuprobieren, noch bevor sie wirtschaftlich rentabel sind“, so Janne Poranen, CEO von Spinnova.
Doch es geht nicht nur darum, neue Materialien und Produkte zu erfinden. Die norwegischen Entwickler sind auch bestrebt, neue Wege des Konsums und zirkuläre Geschäftsmodelle zu testen. Und die Art und Weise, wie der neue „Rucksack aus Holz“ auf dem Markt platziert wird, ist einzigartig: Denn auch wenn er für skandinavische und deutsche Kunden zum Testen bereitsteht, ist er nicht auf herkömmliche Weise erhältlich. Die neue Idee ist, den Verbrauchern zu ermöglichen, sich als Miteigentümer am Material einzukaufen. „Derzeit ist das Material als Rucksack konzipiert. Nach einer gewissen Nutzungsdauer kann der Verbraucher den Rucksack zurückgeben, ihn zu neuem Spinnova-Material recyceln und in ein neues, anderes Produkt, vielleicht einen Anorak umformen lassen“, schlägt Johannes Flem, Designer bei Bergans Future Labs, vor. Und so wird der Zyklus weiter fortgesetzt.