Wie blickt die Outdoor-Branche auf die kommende Herbst-/Wintersaison 2021/22? Wie stehen die Vorzeichen, und was erwarten Hersteller und Händler? Wir haben uns für Ausgabe 07/21 umgehört – und stellen die Statements der Verantwortlichen aus den Unternehmen in voller Länge nach und nach hier auf die Website. Hier Teil 1 des Interviews mit Stefan Rainer, dem CSO der Oberalp-Gruppe mit Bergsportmarken wie Salewa, Dynafit und anderen.
outdoor.markt: Die Situation ist für Händler wie Hersteller nach wie vor durch die Pandemie mitgeprägt. Wie blicken Sie auf die kommende Wintersaison? Mit welcher Nachfrage rechnen Sie, und wie haben Sie als Hersteller geplant und sich vorbereitet?
Stefan Rainer: In Zeiten von Lockdown und Einschränkungen sehnen sich Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmung. Berge bieten dafür den idealen Raum und sind sowohl im Sommer als auch im Winter für viele Menschen zum Sehnsuchtsort geworden. Neben der bewährten aktiven Bergsteiger-Community sind auch zahlreiche neue Zielgruppen auf den Geschmack gekommen Berge und sich selbst ganz neu zu erfahren. Diese Entwicklung spiegelt sich auch auf das Bergsport Geschäft wider, der gesamte Outdoor-Markt hat im letzten Jahr von dieser Entwicklung profitiert und konnte trotz schwieriger Umstände leicht wachsen. Auch 2021 wird der Outdoor-Markt weltweit weiter zulegen.
Wir haben uns mit mehreren Studien in der Tiefe mit dieser neuen Zielgruppe am Berg auseinandergesetzt und gehen davon aus, dass dieser „Bergboom“ nicht nur ein kurzfristiges Phänomen ist, sondern nachhaltig das Marktniveau heben wird. Gleichzeitig steigt die Erwartungshaltung unserer Kunden gegenüber dem Produkt, den angebotenen Dienstleistungen und den gesamten Erfahrungen am und um den Berg. Der Kunde erwartet sich ein besseres Erlebnis, nicht mehr vom selben. Als Konsequenz wird es in allen Ebenen der Wertschöpfungskette, vom Produzenten über die Marken bis hin zum Händler in den nächsten Saisonen eine radikale Konsolidierung geben, denn nur wenige werden den neuen Anforderungen gerecht werden können.
Den kommenden Winter sehen wir ähnlich stark wie den letzten. Natürlich spielt der Schnee in der richtigen Zeit in unserer Branche eine wichtige Rolle, aber unabhängig davon gehen wir von einer starken Nachfrage aus. Allen voran treiben Skitouren und Winterwandern das Wachstum in unserer Branche.
Wie flexibel können Sie gegebenenfalls reagieren, wenn die Nachfrage zum Beispiel „explodieren“ sollte? Rechnen Sie nach wie vor mit Lieferengpässen?
Die gesamte Supply Chain entwickelt sich gerade in die entgegengesetzte Richtung der eigentlichen Marktbedürfnisse: während der Markt nach möglich viel Flexibilität schreit, braucht die Produktionswelt Planbarkeit und optimierte Auslastung der Produktionslinien. Und dies nicht nur in der Fertigung des finalen Produktes, sondern auch in der Herstellung der Stoffe und Accessoires. Kurzfristig können jene Unternehmen Marktanteile übernehmen, die in der Lage sind, die Regale im Handel besser zu füllen als der Mitbewerber.. Die Oberalp Gruppe ist zum einen wegen des wichtigen Produktionsanteils in Europa und zum anderen dank der langfristigen strategischen Partnerschaften mit führenden Produzenten im asiatischen Raum in einer starken Ausgangslage den geplanten Winterbedarf gut zu denken. Wir möchten unseren Partnern auch in den nächsten Saisonen einen starken Service bieten und haben unsere Produktionskapazitäten darauf eingestellt.
Unsere Hauptaufmerksamkeit liegt aber auf der langfristigen Bindung der neuen Kunden an die verschiedenen Bergsportdisziplinen. Und dazu bedarf es weit mehr als Lieferfähigkeit. Ein Segment bzw. eine Marke wächst schlussendlich immer durch Anziehung und nicht durch Ausdehnung. Aus diesem Grund fokussieren wir uns nicht darauf das kurzfristige Wachstum zu maximieren, sondern die Begehrlichkeit unserer Marken im Bergsport Segment weiter auszubauen. Dazu braucht es eine gezielte Verknappung des Angebotes. Wir sehen das als die wichtigste Aufgabe um unser Unternehmen zukunftsfähig zu gestalten und damit gleichermaßen auch das Geschäft unserer Handelspartner nachhaltig zu stärken. Wir sehen uns da in der Mitverantwortung.
Hier geht es zu Teil 2 des Interviews.