Klettern, Speed Hiking und Leichtigkeit lauten im Segment Bergsport die Themen der Saison. Vor allem der Trend zu schnellen, intensiven Bergtouren vor der Haustür sorgt dabei für frischen Wind im Sortiment der Hersteller. Diese unterstützen den Outdoor-Handel mit spannenden frischen Produkten und wollen so neue Käufer für den Fachhandel gewinnen.
Die Themen Trekking, Wandern, Klettern und Bergsport sind auch in dieser Saison weiterhin wichtige Umsatzträger für den Sport- und Outdoor-Fachhandel. Händler und Hersteller arbeiten Hand in Hand, um die gute Entwicklung des Produktsegments weiterhin zu unterstützen. Die Gewährleistung der höchsten Sicherheit beim Klettern, eine funktionale Ausrüstung beim Wandern und der frische Wind im Bereich Urban Outdoor sind wichtige Voraus-
setzungen, um den Trend am Leben und die Nachfrage in den Geschäften hochzuhalten.
Laut Marktforschern der NPD-Group und der Gesellschaft für Konsumforschung (Gfk) sind Trekkingstöcke außerdem wieder im Kommen, wie auch Stockspezialist Leki aus dem schwäbischen Kirchheim unter Teck bestätigt. Darüber hinaus bilden Outdoor-Schuhe – sei es für den Park, fürs Mittelgebirge oder für den alpinen Einsatz – weiterhin eine wichtige Stütze für den Handel. Deren Durchschnittspreise stiegen im vergangenen Jahr an, so dass laut GfK im Handel locker Preise von über 150 Euro erreicht werden können. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen und weiterhin dazu führen, dass das Thema Outdoor mit immer noch rund einem Viertel Umsatzanteil Spitzenreiter im deutschen Sporthandel bleibt – noch vor den Segmenten Multisport und Running/ Walking. Insgesamt blicken die Marktforscher aus Nürnberg positiv auf die weitere Entwicklung dieses Bereichs.
Urban Life mit alpinem Charme
Der Sport- und Outdoor-Handel hat die Chancen auch erkannt und gibt sich sehr engagiert. Bei SportScheck etwa wird das Thema Klettern in der Halle und draußen am Fels sehr groß geschrieben. Die frühe und langjährige Partnerschaft mit Kletterspezialisten zahle sich aus, meint ein Mitarbeiter im Münchner Haupthaus von SportScheck. Und auch in der neuen Berliner Scheck-Filiale am Leipziger Platz genießt Klettern einen hohen Stellenwert. Im Berliner Sporthaus von Karstadt hat sich ebenfalls eine treue Klettergemeinde gebildet, die in dem Traditionshaus regelmäßig nach dem neuesten Material sucht. In keiner deutschen Stadt ist die Kletterhallendichte mit fast zwanzig verschiedenen Möglichkeiten so hoch wie in Berlin.
Der süddeutsche Platzhirsch Bittl hat sich in dieser Saison auf Mammut spezialisiert und bewirbt stark die ultraleichten Regen- und Sportjacken des Schweizer Bergsportausrüsters. Auch Mammut hat sich für diese und kommende Saison Leichtigkeit und höchste Funktionalität für Kletterer und Wanderer auf die Fahne geschrieben – kombiniert mit Alltagstauglichkeit und lässigen Styles wie beispielsweise die Rock Climbing-Linie der Schweizer zeigt.
Wie viel Bewegung insbesondere in den Klettermarkt gekommen ist, beweist die jüngste Übernahme von Monkee, einem noch jungen deutschen Kletter-Bekleidungsspezialisten aus Nürnberg, der im März vom Kletter–Hartware-Spezialisten Edelrid gekauft wurde. Die Vaude-Tochter aus Isny im Allgäu will die nachhaltig in Europa produzierte Kollektion von Monkee jetzt ausbauen und schon in diesem Sommer eine neue Kollektion auf der OutDoor in Friedrichs-hafen präsentieren.
Der Tettnanger Outdoor-Ausrüster Vaude hat darüber hinaus den „modernen Bergsport, der viele Facetten hat“ fest im Blick. Klettersteig und Hochtouren, Hüttentrekking und klassische Wanderungen liegen weiter im Trend. „Light & Fast-Touren werden immer beliebter“, sagt Benedikt Tröster, Vaude-Sprecher Mountain Sports, Urban Life & Packs’n Bags. Dazu gehören auch spontane Feierabendtouren, die kurz und knackig ausfallen könnten, wenn es Zeitdruck durch Arbeit und Familie gibt. „Wir decken als Komplettanbieter das ganze Spektrum ab, vom Berg bis in die Stadt“, unterstreicht Benedikt Tröster, und meint damit auch den großen Trend Urban Life, der den alpinen Charme auch in die City bringt.
Daune nur noch ökologisch
Bergsport spielt weiter obenauf, wie sich zum Beispiel in den stetig wachsenden Mitgliederzahlen des Deutschen Alpenvereins (DAV) zeigt. Der Trend gehe hin zum „Abenteuer vor der Haustüre“, meint Vaude-Mann Tröster, und nicht in Richtung große Weltreise. Man bleibe zuhause und erlebe unkompliziert mit Freunden den Spaß an Outdoor-Aktivitäten. Für die Saison 2016 setzen die Hersteller daher auf noch leichtere und funktionellere Ausrüstung. „Lightweight“ ist ein wichtiges Thema für Vaude im nächsten Sommer, wozu auch Hybrid-Teile und Isolation für Alpinisten gehören. „Natürlich ist auch das Thema Ökologie bei Vaude immer dabei – wie etwa die zertifizierte Herkunft bei Leder und Daune, der Einsatz von Recycling-Material etc.“, erklärt Tröster weiter.
Wer genau hinschaut, bemerkt, dass immer mehr Händler dankbar auf diesen Zug springen – nicht zuletzt, weil immer mehr Endverbraucher wissen wollen, wo und wie die in der Outdoor-Kleidung verwendete Daune produziert und verarbeitet wird. Aber auch in Herstellerläden wie beispielsweise dem von Patagonia in München wird Daune nur noch mit 100 Prozent Herkunftsnachweis verkauft. Diese Transparenz spielt jetzt im Frühjahr sogar auch verstärkt bei Schlafsäcken eine Rolle, wie ein Verkäufer im neuen Berliner Laden von The North Face bestätigt. Dabei würden sich die Kunden die Kaufentscheidung nicht leicht machen und möglichst alles über die Funktion der Daune, deren Herkunft und Verarbeitung wissen wollen.
„Fast“ und „Light“ große Themen
Selbstverständlich nimmt auch der in den letzten Jahren aufgekommene Trend Speed Hiking eine wichtige Rolle innerhalb der -Vaude-Kollektion ein. „Ja, generell sind schnelle, ambitionierte Bergtouren ein wichtiges Thema für uns“, sagt Tröster, auch wenn man den Begriff Speed Hiking so bei Vaude nicht unbedingt -verwende. Aber man biete neben Rucksäcken die passende Bekleidung wie leichte Windshells, dünne Soft-shells, sportliche Hosen. Wichtig sei leichte und atmungsaktive Isolation. Leichte Rucksäcke sowie Zelte und Schlafsäcke für Minimalisten mit Gipfelambitionen -runden das Angebot ab.
Auch für Marc Fischer, Director Adidas Outdoor Europa, ist „Fast and Light“ immer noch einer der großen Trends im Bergsport. Dabei lasse sich immer stärker ein Multi-Sport-Ansatz feststellen, meint der Experte gegenüber outdoor.markt. „Aus Umfragen wissen wir, dass Outdoor-Interessierte heute durchschnittlich 5,4 Outdoor-Aktivitäten betreiben und diese auch miteinander kombinieren. Nach dem Motto: Mit dem Mountain Bike den Berg hoch, um dann noch einen sportlichen Klettersteig dranzuhängen. In diesem Punkt hat sich der Outdoor-Bereich verändert und birgt noch mehr einen Trainings- und Athletik-Aspekt.“
Auf diese Trends richtet sich vor allem die neue „terrex“-Kollektion von Adidas Outdoor aus, die extrem leichte und vielseitig einsetzbare Textilien bietet und trotzdem noch für den nötigen Schutz am Berg sorgt. Und welche Bereiche sind für Adidas Outdoor in der nächsten Saison besonders wichtig? „Wir sehen uns als innovativen Anbieter für athletische Multi-Sport-Aktivitäten im Outdoor-Bereich – egal welches Fortbewegungsmittel dabei zum Einsatz kommt. Unsere Produkte im Textil- und Schuhbereich sind so ausgelegt, dass sie Bergsportler dabei unterstützen, ihre -individuell gesteckten Ziele zu erreichen“, erläutert Marc Fischer. Im Sommer seien vor allem Sportarten wie Mountain Running, Klettern, Biken oder Fliegen das Thema. Im Winter stünden dann die Themen Skibergsteigen und Freeride zusätzlich im Vordergrund. Und auch Adidas setzt auf Speed Hiking: „Speed Hiking, Fast Hiking, Mountain Running oder Trail: schnelle, vorwärts gerichtete Sportarten sind der Trend im Outdoor-Bereich“, bestätigt der -Adidas-Mann. Als Sportmarke mit langer Historie hätte man schon in den vergangenen Jahren stets den Fokus auf leichte Produktinnovationen rund um das Thema „Speed“ gelegt. „Unser neues Schuhmodell ,terrex Boost‘ ist ideal geeignet für die schnelle Fortbewegung am Berg, egal ob auf feuchtem oder trockenem Untergrund.“
Der zur Lafuma-Gruppe gehörende französische TraditionsBergsportanbieter Millet aus Annecy hat 2015 zielbewusst das weibliche Geschlecht als Käufergruppe im Visier. Mit besonderen „Fast-Hiking-Styles“ für Damen beweist sich der Allround-Anbieter in der laufenden Saison als Trendsetter in diesem Segment. Die Bekleidungsteile eignen sich sowohl für schnelle Trail-Gänge als auch für Running-Aktivitäten, betont der Hersteller.
Und auch der Südtiroler Bergsportausrüster Salewa, der mit der Sommer-Kollektion 2015 sein neues Logo am Markt einführt (welches am 1. April auch feierlich am Bozener Headquarter enthüllt wurde), stellt das Thema „Alpine Speed“ dieses Jahr in den Fokus – mit multifunktioneller Bekleidung speziell für diesen Einsatzbereich. Neben Features wie Leichtigkeit und hoher Atmungsaktivität setzt Salewa dabei auch auf modernes Design und leuchtende Farben, die ihre Träger zu dynamischen Höchstleistungen motivieren sollen. „Der Trend Fast Hiking geht jetzt erst richtig los“, meint Verkäufer Daniel im 2014 eröffneten Münchener Salewa-Flagship-Store. Leichte Ausrüstung, Schuhe, Bekleidung und verstärkt auch wieder Stöcke würden das Wandern erleichtern und somit auch neue Kunden zu der beliebten Outdoor-Aktivität bringen. Und natürlich auch in den stationären Laden – hofft der Salewa-Store-Chef Tom Lehmann an der Isar. Dort werden gerade kleine und leichte Zelte aufgebaut, da auch hier eine steigende Nachfrage zu verzeichnen sei. Und: In einer Ecke des Salewa-Ladens präsentiert Lehmann sogar noch eine kleine Auswahl von Ski – für Touren-geher, die den Weg in den Laden finden. Ski werde man wohl auch das ganze Jahr über anbieten. Auf Bestellung gebe es die Hartware -sowieso immer. Salewa ist also für alles gewappnet.