„Made in Austria“ als Schlüssel für den Erfolg: Im Gespräch mit dem outdoor.markt erklärt Thomas Roiser, Geschäftsführer des Hartwarenherstellers Komperdell, wieso das österreichische Familienunternehmen die herausfordernde Situation in der Corona-Krise gut bewältigen kann. Die Produktion am heimischen Standort im Salzkammergut ist dabei der entscheidende Faktor. Hier Teil 2 des Interviews.
outdoor.markt: Wie konnten Sie den Handel unterstützen?
Thomas Roiser: Unser Vertriebsteam hat per Telefon intensiv Kontakte gepflegt. Gerade in der Phase, wo die Händler viele negative Nachrichten bekommen haben, was die Lieferketten und anderes betrifft, war es das Wichtigste, ihnen zu sagen, dass wir da sind, dass wir ganz normal produzieren und uns über Aufträge freuen. Wir haben versucht, uns um unsere Handelspartner zu kümmern, ihnen auch, wenn möglich, Arbeit abzunehmen, damit sie sich auf das für sie Wesentliche konzentrieren konnten, nämlich das Geschäft mit ihren Kunden.
Wie blicken Sie auf die kommenden Monate?
Ich schaue positiv nach vorn aus verschiedenen Gründen, auch wenn im letzten Jahr natürlich nicht alles eitel Sonnenschein war. Ich musste im Laufe des Jahres vier Mal die Richtung der Firma ändern, aber dann ändere ich sie halt. Der vergangene Sommer war ja überraschend gut. Outdoor war stark im Trend, viele Menschen wollten einfach raus in die Natur, die Händler haben gut verkauft. Wir haben unsere Produktionsmengen stark erhöht und vorgezogen, damit wir jetzt voll lieferfähig sind. Der Handel weiß ja aktuell – wie wir alle – gar nicht, wann es wie weitergeht. Da kommen wir den Händlern entgegen, was die Abwicklung der Vororder betrifft, und bieten ihm größere Flexibilität bei den Lieferterminen. Und wir können auch einen funktionierenden Nachlieferservice bieten, der sehr wichtig werden wird. Denn natürlich haben viele Händler noch hohe Bestände, die sie abverkaufen müssen. Aber es kann keiner vorhersagen, wie schnell der Abverkauf läuft, ob das im Oktober durch sein wird oder erst Anfang Januar. Auch dafür ist es entscheidend, dass wir schnell reagieren können und ein großes Lager für prompte Bestellungen anbieten können.
Welche Rolle spielen angesichts der hohen Lagerbestände aus der letzten Saison überhaupt neue Produkte?
Es bleibt wichtig, dem Kunden auch neue, innovative Produkte zu bieten. Es kommt dabei jetzt darauf an, noch gezielter Neuheiten zu haben, die ideal ins Sortiment passen. In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass die Pandemie einen positiven Effekt hat. Sie zwingt uns, unser Geschäft mit mehr Hirn zu betreiben, also beispielsweise neue Produkte zu entwickeln, die dem Kunden und damit dem Händler wirklich einen Mehrwert bringen. Ich kann sagen, bei Komperdell ist der Fokus besser geworden. Dinge konsequent und sinnvoll voranzutreiben, darin haben wir uns im Sommer verbessert.
Was können wir noch aus der gegenwärtigen Krise lernen?
Man muss flexibel sein und darf nicht in alten Mustern verharren. Zum Beispiel darf man sich aktuell im Vertrieb nicht so auf die Vororder fokussieren wie sonst, um dann auf den Winter zu warten, wo man telefonisch die Nachorder abnimmt. Der Händler kann derzeit nicht so viel vorordern, denn er hat ja noch sein Lager voll. Mein Fokus liegt stattdessen darauf, mir für unsere Neuheiten die Plätze zu sichern, und weniger darauf, jetzt die Euros für Aufträge zu sichern. Man muss sich diesmal darauf einrichten, in der Nachorder viel intensiver Kontakt mit den Händlern zu pflegen, zu ihnen zu fahren, weil man sie unterstützen muss.
Viele hoffen und glauben auch zu beobachten, dass die Coronakrise dem Thema Nachhaltigkeit noch mal Auftrieb gibt. Wie sehen Sie das, und wie beurteilen Sie das Thema in Bezug auf die Outdoor-Brache grundsätzlich?
Ich glaube schon, dass da etwas in Bewegung ist. Aber meiner Meinung nach gibt es auch viel Greenwashing, weil das Thema gerade so populär ist. Für Komperdell kann ich sagen: Wir führen die sauberste Stockfabrik der Welt, sind seit 40 Jahren an unserem Standort. Wir produzieren inmitten der Natur, zwischen Berge und Seen, im wunderschönen Salzkammergut in Österreich. Ehrliche Qualität zu 100 Prozent produziert in Österreich.
Wird der Faktor „regionale Produktion“ auch im Hinblick auf den Verbraucher wichtiger?
Ja, wir stellen fest, dass immer mehr Endverbraucher wissen möchten, wer wo das Produkt hergestellt hat, um auch einen stärkeren Bezug dazu zu bekommen. Bei uns stehen in allen Firmenbereichen Menschen dahinter, die auch aus der Region kommen, für die bewusster Umgang mit der Umwelt wichtig ist, weil sie hier zu Hause sind. Bei uns weißt du daher nicht nur, von wo dein Produkt kommt, sondern auch, wer dahinter steht. Wir befinden uns hier mitten in einem Naturschutzgebiet, das sorgt schon für ein hohes Umweltbewusstsein. Ich muss diesbezüglich die Firma nicht neu erfinden oder verändern, den bewussten Umgang haben wir schon immer gehabt. Es lässt sich jetzt nur besser vermarkten, wobei mir jegliches Greenwashing unglaublich gegen den Strich geht. Wenn wir etwas machen, dann stehen wir auch dahinter. Wenn du nicht zu dir selbst stehen kannst, dann brauchst du gar nicht anzufangen. Wi9r stehen zu unserer Marke, sind überzeugt von unserer Qualität, und das beweisen wir durch unseren einzigartigen 3-Jahre-Gratis-Reparatur-Service. Die Liebe zu unseren Kunden ist unser höchstes Gut, denn wir möchten unsere Kunden nicht nur zufriedenstellen, sondern begeistern.
Vielen Dank für das Gespräch!
Hier geht es zu Teil 1 des Interviews mit Thomas Roiser.