Für die Ausgabe 7/2020 des outdoor.markt haben wir Vertreter aus Industrie und Handel zum Thema Outdoor-Schuhe befragt. Die kompletten Statements lesen Sie hier auf unserer Website. Wir beginnen mit Alexander Nicolai, Geschäftsführer von Lowa.
Wie haben sich Ihre Geschäfte in letzter Zeit entwickelt?
Alexander Nicolai (Foto): Im Moment laufen die Geschäfte vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz wieder sehr gut. Die Nachbestellungen sind auf einem recht hohen Niveau. Vor allem Kinderschuhe und unsere All-Terrain-Classic- sowie All-Terrain-Sport-Linie wird sehr gut nachgefragt. Das freut uns natürlich sehr, denn wir haben nicht damit gerechnet, dass sich dieser Sommer noch so positiv gestalten wird. Aber die Menschen wollen nach draußen und die Natur genießen. Viele machen Urlaub in der Heimat und haben den Outdoor-Sport und das Wandern wieder neu für sich entdeckt. Darüber hinaus legen viele Kunden nun hohen Wert auf Verlässlichkeit und eine hohe Qualität. Sie schätzen unsere Tradition und den hohen Anspruch an unsere Outdoor-Schuhe. Es herrscht ein Bedürfnis nach Beständigkeit, Nachhaltigkeit und einem einzigartigen Naturerlebnis. Diese Trends kommen uns nun natürlich zugute. In anderen Ländern auf der Welt sieht es aber leider aktuell noch nicht so gut aus. Es zeichnet sich hier ein sehr gemischtes Bild ab. Während sich die Lage in manchen europäischen Ländern langsam erholt, sieht es in den USA oder Kanada eher schwierig aus.
Was geht besonders gut? Und welche Schwerpunkte setzt Lowa in der aktuellen Saison?
Der Trend der letzten Saisons hin zu leichten, sportlichen Halbschuhen setzt sich fort. Hier sehen wir eine recht gute Nachfrage. Aber auch die Nachfrage nach klassischen Trekking- und Wanderschuhen steigt stark an. Wir beobachten, dass die Menschen dieses Jahr vermehrt in den Wanderurlaub fahren und hierfür Trekkingschuhe benötigen. Zudem hatten wir einen richtigen „Lauf“ nach der Zeit der Ausgangsbeschränkungen im Kinderschuhbereich. Hier haben viele Bedarfskäufe stattgefunden. Natürlich waren viele Familien auch im ersten Halbjahr viel in der Natur unterwegs und die Füße der Kinder sind weiter gewachsen. Da war der Bedarf nach neuen Schuhen natürlich zum Zeitpunkt der Ladenöffnungen hoch. Generell haben wir daher für die kommende Saison für die Bereiche der sportlichen Halbschuhe, Wander- und Trekkingschuhe sowie den Kinderschuhen unseren Schwerpunkt gesetzt.
Hatten und haben Sie Probleme mit der Lieferfähigkeit?
Glücklicherweise sind wir ziemlich verschont geblieben, was unsere Lieferkette angeht, und konnten nachliefern.
Habt Sie in dieser schwierigen Zeit in der Zusammenarbeit mit dem Handel spezielle Maßnahmen ergriffen?
Ja, natürlich! Wir sind schon recht früh in der Krise dem Handel entgegengekommen, haben sofort das persönliche Gespräch gesucht und individuelle Lösungen erarbeitet, wie zum Beispiel veränderte Zahlungsziele, längere Orderzeiträume, Änderungen der Lieferungen und eine Öffnung der Vertriebskanäle. Unser Engagement wurde beim Handel auch gut angenommen und wir haben hier viel positive Rückmeldung bekommen. Wir haben in der gesamten Zeit versucht, unseren Partnern kräftig unter die Arme zu greifen und waren hier im stetigen Austausch.
Welche Trends sehen Sie längerfristig bei Outdoor-Schuhen?
Die großen Trends der letzten Jahre setzen sich unserer Meinung nach fort: Leichtigkeit und Vielseitigkeit. Es werden Schuhe gesucht, mit denen man viel erleben und unternehmen kann. Deshalb gibt es mittlerweile sehr viele leichte und multifunktionale Schuhe im Sortiment. Allerdings muss man sagen, dass diese Modelle nicht für alles geeignet sind. Deshalb ist unser Ansatz eher, den individuell richtigen Schuh zu bieten – für jeden Kunden und jedes Gelände. Jeder Mensch ist anders und jedes Gelände ist anders. Wir arbeiten daran, verschiedene Modelle zu bieten, um diese Bandbreite abzudecken. Unser Ziel ist es, dem Kunden das bestmögliche Outdoor-Erlebnis mit unserem Produkt zu bieten. Weitere Trends, die durch die Coronakrise noch verstärkt wurden, sind das Thema der Nachhaltigkeit und das Thema der lokalen Produkte. Die Kunden interessieren sich stärker dafür, wo die Produkte herkommen, wie sie gemacht sind und aus welchen Materialien sie produziert werden. Da während der Zeit des Lockdowns kein oder wenig Konsum stattfand, konnten sich die Kunden sehr genau überlegen, was sie wirklich brauchen und was nicht. Sie haben sich über die Produkte und die Marken informiert.