Zalando und Google machen es vor, Ebay und Amazon denken darüber nach: Immer mehr Online-Portale und Händler suchen Alternativen im stationären Business. „Was die können, können wir auch“, sagen sich auch wesentlich kleinere Web-Verkäufer aus dem Sport- und Outdoor-Sektor.Zalando eröffnet Outlets in Berlin, Google in London. Andere Internet-Pioniere dementieren noch, haben jedoch Pläne für eigene echte Geschäfte in der Schublade – auch für Deutschland. „Was die können, können wir auch“, sagen sich daher wesentlich kleinere Web-Verkäufer aus dem Sport- und Outdoor-Sektor. So eröffnen in Deutschland Outdoor- und Sporthändler wie WalkOnTheWildSide (Bonn), Brandwalksports (München) oder Mysportbrand (Berlin) stationäre Läden, in denen die Erfolgsstory aus dem Internet fortgesetzt werden soll.
Bonner Shop nun auch stationär
Im Jahre 2006 starteten Daniel Christmann und Thomas Schermer von Bonn aus den Online-Laden WalkOnTheWildSide als Spezialisten für Outdoor, Reise und Trekking. Mit jährlichen Wachstumsraten von bis zu 50 Prozent sind die beiden Outdoor-Spezialisten höchst zufrieden und liefern mittlerweile bis nach Asien aus. „Wir wollten aber wieder den direkten Kontakt zum Kunden haben“, meint Thomas Schermer. Das sei ihr Vorteil, nicht alles lasse sich online machen. So wollen viele Käufer Produkte ausprobieren, etwa einen Rucksack befüllen oder Zelte aufbauen. „Wir haben bemerkt, dass viele Leute sich gar nicht mehr unterschiedliche Teile nach Hause schicken lassen wollen. Die kommen jetzt auch gerne zu uns in den Laden und nehmen teilweise lange Anfahrtswege auf sich.“ Der rund 50 Quadratmeter große Laden ist in einem Hinterhof nahe des Bonner Globetrotter-Outlets untergebracht und zählt somit nicht einmal so viel Laufkundschaft. Trotzdem wachse die Zahl der Besucher, weil sich die Servicequalität herumspreche. „Die meisten Leute sind das Hin-und-her-Geschicke leid“, weiß Schermer. „Bei uns dürfen Kunden auch so mal einen Rucksack für einen Tag mit nach Hause nehmen, das ist Vertrauenssache.“ Beratung kommt an, wissen die beiden Outdoor-Händler und wollen das stationäre Business nach und nach ausbauen. So soll zum Beispiel auch noch eine Zeltausstellung dazukommen. „Der Kontakt zu den Kunden war uns schon immer sehr wichtig, und mit Service können wir gegenüber den Großen punkten.“ Für eine anständige Beratung seien die meisten Käufer auch bereit, etwas mehr auszugeben. Außerdem habe man sich auf einige Marken spezialisiert, die es nicht überall gibt. Was online angeboten wird, ist zu 100 Prozent auch im stationären Geschäft zu finden, und fast alle Produkte seien vorrätig. „Beide Schienen haben ihre Berechtigung, doch mit dem richtigen Zusammenspiel kann man noch besser punkten“, ist sich Thomas Schermer sicher.
Preisdumping zulasten der Händler
Das haben inzwischen auch andere Onlinehändler erkannt. So etwa der von Berlin aus operierende Sporthändler Mysportbrand, der vor einigen Jahren als reiner Shoppingclub an den Start ging, dann einen Webshop eröffnete und unlängst an der Spree auch noch ein Ladengeschäft für Sport- und Outdoor-Schuhe sowie Textilien einweihte. Mit einem derzeitigen Umsatz von über 20 Mio. Euro wird zwar noch kein Gewinn erzielt, doch die Gründer sind sich sicher, dass man 2013 den Break-even erreicht. Einkaufsclub, Webshop sowie die jüngste Errungenschaft, eine stationäre Verkaufsstelle in Berlin, werden derzeit von drei Finanzinvestoren (aus Berlin, München und Paris) getragen. Mit über 21.000 Paketen im Monat und weit über 500.000 Mitgliedern im Einkaufsclub liege man bei der Entwicklung im Plan. Rotstiftpreise gibt es im Shop, jedoch gelte die Maxime, dass die Preise über die Saison stabil gehalten würden. „Preisdumping geht zulasten aller Händler“, so der Online-Händler.
Das wissen auch Manfred Höschl und Wolfgang Sinzinger aus München, die erst den Onlineshop Brandwalksports (Sportswear und Schuhe) und soeben mit Beginn des Sommers auch einen stationären Laden unter demselben Namen eröffneten. „Bei uns gelten online und stationär die gleichen Preise.“ Auf jeden Fall hatten sich die beiden Online-Sporthändler gesagt, was im Web funktioniert, kann auch im realen Business laufen. So existiert das neue Geschäft in München seit einigen Wochen und verzeichne bereits regen Zulauf, berichtet Ladenchef Höschl. Auch hier würden sich Synergien aus dem Online- und stationären Business ergeben, etwa im Einkauf oder bei der Markengestaltung. Der Händler jedenfalls bietet Marken an, die man nicht überall findet, wie zum Beispiel Urban-Outdoor-Sneaker von Le Coq Sportif, einem früheren französischen Trendschuster, der einst zu Adidas gehörte. Kunden wollten solche Schuhe dann auch mal in Wirklichkeit sehen.
Schneller als die großen Player
Der Trend hin zum stationären Geschäft, mit dem das Web-Business unterstützt wird, ist in vollem Gang, weil es die Kunden wünschen. Einige Sporthändler haben die Chance gesehen und sind bereits erfolgreich auf den Zug aufgesprungen – diesmal offenbar schneller als die großen Player.