Im Februar 2020 geht die Bartenstein Academy mit dem ersten zweijährigen Zertifikatslehrgang „Outdoor & Performance Sports“ an den Start. Die Privatakademie mit Sitz in München will damit dem europäischen Ausbildungsnotstand in der Funktionsbekleidungsindustrie entgegenwirken.
Die Funktionsbekleidungsindustrie gilt als das Zugpferd der gesamten Bekleidungs- und Textilbranche. Die Auftragsbücher der europäischen Hersteller sind derzeit gut gefüllt. Es mangelt aber an produktivem Nachwuchs. Ein Grund dafür ist, dass das Entwicklungs- und Fertigungs-Know-how gemeinsam mit vielen Produktionsstätten nach Asien abgewandert ist. Die wenigen europaweiten Aus-und Weiterbildungsangebote im Bereich des funktionellen Bekleidungsdesigns bedienen nur Teilbereiche der Fertigung und Gestaltung. Was ist also zu tun? Ein ganzheitlicher Ausbildungsansatz, eng gebunden an den industriellen Bedarf, könnte Abhilfe schaffen.
Neue Akademie
Dies erkannte Alexa Dehmel bereits im Sommer 2016 und begann, Gespräche mit Vertretern der Sportmode-und Textilbranche, des Kultusministeriums in München sowie mit Designkollegen zu führen. Dann entwickelte sie ein Design-Akademie-Projekt für funktionelle Bekleidung. Heraus kristallisierte sich ein zweijähriger Lehrgang, der Designern, Schnittmachern und Produktmanagern einen erfolgreichen Einstieg in den Job ermöglichen soll. Schließlich gründete sie im August 2019 die Bartenstein Academy gemeinsam mit Gerd Bittl-Fröhlich.
„Bekleidungsdesigner erwerben die in der Sportbekleidungsindustrie benötigten Funktionskenntnisse erst über Learning by doing“, sagt Alexa Dehmel. „Ich möchte über die Zertifikatslehrgänge und Seminare der Industrie eine Plattform bieten, wo sie sich handwerklich und technisch profund ausbilden können. Ein Ausbildungszentrum als internationale Talentschmiede wird profund die Steigerung der Produktqualität und damit der Sortimente im Sport-Fachhandel nachhaltig unterstützen“, so die Gründerin der neuen Akademie.
Die Master-orientierten zweijährigen Lehrgänge werden in den Bereichen „Outdoor & Performance Sports“, „Tech Fashion“ und „Workwear & Utility“ angeboten. Beginnend mit dem Piloten-Zertifikatslehrgang im Februar 2020 „Outdoor & Performance Sports“ haben die Studierenden die Möglichkeit, sich entweder auf „Design“ oder auf „Development“ zu spezialisieren oder beiden Schwerpunkten gleich viel Bedeutung zu geben. Ab September 2020 folgen zusätzlich die beiden Zertifikatslehrgänge „TechFashion“ und „Workwear & Utility“.
Hand in Hand mit der Industrie
In diesen drei Ausbildungsschwerpunkten spiegelt sich die Bandbreite wider, in der Outdoor-und Funktionsbekleidung heutzutage eingesetzt wird: Sie umfasst die Bereiche der Sportbekleidung, Mode, Berufsbekleidung und Militärausrüstung. Vermittelt werden sollen Fähigkeiten im funktionellen Design, in ergonomischer Schnittumsetzung, hochtechnischer Materialkunde und der Produktion von wasserdichter sowie hochelastischer Funktionsbekleidung, die industriellen Standards genügt.
Die Ausbildung geht hierfür mit der Fertigung Hand in Hand, wofür neben der akademischen Struktur eine eigene Produktionsstätte für Prototypen und Kleinserien betrieben wird. Darin soll auch ein besonderer Vorteil für die Industrie liegen. Denn die Ausbildung erfolgt nicht nur mit perspektivischem Blick auf zukünftige Design-und Entwicklungsspezialisten, die Neu-und Weiterentwicklungen vorantreiben. Die Industrie selbst kann auf den Prototypen-und Kleinserien-Fertigungsstandort im angegliederten Tech Park ab 2021 zurückgreifen. Auch die Maschinenhersteller erhalten durch die integrierte Fertigungsstätte die Möglichkeit, ihre neuesten Maschinen im dazugehörigen Showroom zu präsentieren. So fördert quasi die Industrie ihre eigenen Nachwuchs zentralisiert und ganzheitlich.
Ganzheitlicher Ansatz
Die Fachakademie basiert auf mehreren Säulen: Neben der International Sports Apparel Design Academy, in der die Ausbildung von Fachkräften erfolgt, sowie dem Tech Park, in dem wasserdichte, hochelastische 3D-sowie Seamless Strickbekleidung gefertigt werden kann und der gefertigte Prototypen beherbergt, gehört auch das Functional Design Pattern Material Archive dazu. Dies beinhaltet eine Bibliothek von digitalem und physischem Wissen für alle Aspekte funktioneller Bekleidung. Die Fachakademie rundet eine Event Hall für Branchen-Veranstaltungen ab.
Ansprechen will die Akademie Absolventen von Modeschulen und Fachhochschulen für Design, Schnitt bzw. Textiltechnik. Beim zweiten Zulassungsworkshop vom 7. bis zum 9. November mit Bewerbungsschluss 10. Oktober 2019 können sich weitere 20 Studierende für den Pilot-Studiengang „Outdoor & Performance Sports“ qualifizieren. Ein- bis fünftägige zertifizierte Seminare und Workshops für die Industrie werden zu speziellen Themen bereits ab Oktober 2019 über das ganze Jahr angeboten. Ab September 2020 folgen alle drei Zertifaktslehrgänge „Outdoor & Performance Sports“, „TechFashion“ und „Workwear & Utility“ als Präsenz-Seminare oder eLearning-Piloten. Ebenso gibt es ab September 2020 dreijährige duale Zertifikatslehrgänge zu allen drei Schwerpunkten.
