Die European Outdoor Group hat die ersten Zahlen des aktuell laufenden Marktforschungsprogramms veröffentlicht, und man kann sagen, dass es der Outdoor-Branche langsam, aber sicher wieder besser geht. Trotzdem warnt die Gruppe, dass noch viel zu tun sei, die Branche stärker zusammenrücken müsse und der Boom der Anfang-2000er-Jahre vorbei sei.
Der Outdoor-Markt kommt manchmal daher wie ein störrischer Teenager. Wochenlang, nein monatelang zeigt er sich von seiner besten Seite, nur um am Ende wieder bockig zu sein. Das Jahr 2015 ist da ein schönes Beispiel: Die ersten neun Monate lief es recht gut im Markt – langsames, aber stetiges Wachstum der Branche, eine sehr gute Entwicklung im Geschäft. Und dann kam der, zugegebenermaßen, kaum vorhandene Winter, und vorbei war es mit den guten Zahlen und der guten Stimmung. „Die letzten zwei Monate in 2015 haben richtig wehgetan“, sagt John Jansen, General Manager Keen Europe und Präsident der European Outdoor Group (EOG) bei der Präsentation der Marktforschungsergebnisse der EOG.
Auf einer Pressekonferenz am Vorabend der ISPO 2016 hat die EOG die ersten Zahlen ihres laufenden Marktforschungsprogramms veröffentlicht. Insgesamt 50 EOG-Mitglieder haben an der Umfrage teilgenommen. Und trotz des mauen Wintergeschäfts ziehen die Teilnehmer der Studie eine positive Bilanz.
Innovation macht sich bezahlt
85 Prozent der teilnehmenden EOG-Mitglieder berichten, dass sie im Vergleich zum Jahr 2014 ihre Umsätze mit dem Einzelhandel steigern konnten. Davon verzeichnen 73 Prozent ein Wachstum von 2,5 Prozent und die restlichen zwölf Prozent ein Wachstum von bis zu 2,5 Prozent. Rund acht Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Erlöse rückläufig gewesen seien. Insgesamt steigt der Gesamtwert der verkauften Waren jedoch, vor allem da die Kunden bereit sind, für innovative Produkte mehr Geld auszugeben. Am besten verkauften sich bei den Outdoorprodukten modische Styles sowie Outdoor-Schuhe, insbesondere multifunktionelle Modelle.
Optimismus für 2016
Die Mehrheit der Einzelhändler und der Marken mit eigenem Retail in der EOG verzeichnete für die ersten drei Quartale 2015 einen niedrigen, prozentual einstelligen Anstieg der Umsätze. Am positivsten verlief das dritte Quartal mit seinen warmen Temperaturen im Juli. Das Bild der Wintersaison 15/16 hingegen fällt durchwachsen aus. 45 Prozent der elf befragten großen Einzelhändler steigerten auch im Winter ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr. 36 Prozent mussten hingegen einen Rückgang hinnehmen.
Insgesamt blicken die Teilnehmer der Studie optimistisch in die Zukunft. 64 Prozent der befragten Händler erwarten für die laufende Wintersaison einen höheren Umsatz als im Winter 2014/15. Auch wenn es weiterhin aufwärts geht, machte John Jansen klar, dass sowohl Anbieter bzw. Marken und Handel gemeinsam Maßnahmen ergreifen müssten, um das Geschäft mit Outdoor-Produkten wieder dorthin zu hieven, wo es während der letzten Boom-Jahre war.
Mehr Lobby-Arbeit
Somit habe die neue EOG-Kampagne „It’s great out there“ vor allem die junge Generation im Auge, die man für das persönliche Erlebnis draußen und weg von der virtuellen Welt bewegen will. Laut Jansen geht es aber auch um Lobby-Arbeit innerhalb der Europäischen Kommission, die die EOG mit ihren mittlerweile 68 Marken, 15 führenden Fachhändlern und neun Verbänden ausbauen will.
Um dem Verband noch mehr Power zu verschaffen, werden nach Aufnahme erster Fachhändler nun auch Outdoor-Lieferanten angesprochen und gezielt für eine Mitgliedschaft umworben: „Wir sind gerade dabei, Anbieter wie Gore oder Sympatex gezielt anzusprechen. Das ist derzeit in Arbeit.“ Jansen gibt zu bedenken, dass zwar nicht alles rosig aussieht, aber es werde weiterhin ein Wachstum erzielt. Heißt aber auch: Die Boomjahre sind vorbei. Nichtsdestotrotz sei die Stimmung der Mitglieder mit Blick auf 2016 optimistisch. Immerhin rechnen 75 Prozent der Teilnehmer obiger Studie damit, dass dieses Jahr besser wird als 2015. 30 Prozent meinten sogar „deutlich besser“. Alles in allem sei der europäische Outdoor-Markt 2015 wertmäßig um 2,5 Prozent gewachsen. Laut Datenmaterial von State of Trade lag der sogenannte Sell-in-Wert des europäischen Outdoor-Marktes bei 4,83 Milliarden Euro, die mit einen geschätzten Handelswert von 10,2 Milliarden Euro gleichgestellt werden können. Diese Zahlen sind aber immer mit Vorsicht zu genießen, weil der eine dieses und der andere jenes unter den Oberbegriff Outdoor packt – und die Grenzen vor allem zum Modebereich fließend sind.