Der britische Sporthandelsriese Sports direct kommt nicht zur Ruhe. Das Geschäft in Österreich nach der Übernahme der Eybl-Gruppe läuft nicht gut und in der britischen Heimat werden ihm menschenunwürdige Arbeitsbedingungen vorgeworfen.
Im Grunde genommen lief es 2015 ziemlich gut für den britischen Discounter Sports Direct. Der börsennotierte Sporthändler hatte im Sommer 2015 erfolgreich eine Click-and-Collect-Initiative eingeführt und gehört zu den FTSE-100-Unternehmen, also den 100 größten und umsatzstärksten Unternehmen an der Londoner Börse. Doch dann kam der große Knall in Form einer Reportage der britischen Tageszeitung „The Guardian“, die mehr als fragwürdige Arbeitsbedingungen bei Sports Direct aufdeckte. Der Aktienkurs brach ein, der Discounter geriet sogar ins Visier der Politik, die Stimmung schlug um. Zudem musste das Unternehmen eingestehen, dass das Geschäft in Österreich bei der im Mai 2013 übernommenen Eybl-Gruppe alles andere als gut läuft.
Vorsteuergewinn erhöht
Zwar hat Sports Direct den Vorsteuergewinn im Halbjahr 2015 um 25 Prozent auf 187,3 Millionen Pfund (258,31 Mio. Euro) erhöht, der Gewinnanstieg resultiert jedoch hauptsächlich aus dem Verkauf eines Teils seiner Beteiligung an JD Sports. Sports Direct verkaufte im Oktober fünf Millionen Aktien und nahm dadurch knapp über 50 Millionen Pfund ein. Die Halbjahres-Umsätze stagnierten bei 1,4 Milliarden Pfund, was das Unternehmen auf ein herausforderndes Marktumfeld und schlechtes Wetter zurückführt. Trotz Gewinnanstiegs rasselte die Sports Direct-Aktie zeitweise um mehr als 13 Prozent in den Keller. Der Börsenwert des Konzerns liegt nun bei 3,46 Milliarden Pfund. Ein Grund für den Absturz: Analysten hatten beim bereinigten Vorsteuergewinn mehr erwartet. Dieser stieg um 3,6 Prozent auf 166,4 Millionen Pfund – erwartet wurden im Schnitt 180 Millionen Pfund.
Das EBITDA erhöhte sich um 7,6 Prozent auf 218,5 Millionen Pfund. Für das Gesamtjahr zeigte sich Sports Direct-Boss Dave Forsey zuversichtlich, das EBITDA-Ziel von 420 Millionen Pfund zu erreichen, geht aus dem Mitte Dezember 2015 veröffentlichten Halbjahresbericht hervor. Für 2016 stimmten die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro und die Fußball-Europameisterschaft das Unternehmen laut Bericht positiv. Die einzelnen Geschäftszweige innerhalb des Konzerns weisen recht unterschiedliche Ergebnisse um ersten Halbjahr auf. Während das Sporthandelsgeschäft bei 1,2 Milliarden Pfund stagnierte und das Geschäft mit den Marken („Brands“) sich um 10 Prozent auf 113 Millionen Pfund steigerte, brach der Sektor Premium-Lifestyle um 12 Prozent auf 88 Millionen Pfund ein.
Österreich bereitet Probleme
An Österreich scheint sich Sports Direct allerdings die Zähne auszubeißen. Der letzte, Ende Januar 2015 bekannt gegebene Jahresabschluss (September 2013 bis April 2014) wies einen Verlust von 36,8 Mio. Euro aus. Bei der Übernahme von Eybl und Sports Experts durch Sports Direct im Mai 2013 betrug der Verlust noch 20 Mio. Euro. Die Übernahme der Sportkette Eybl und Experts zeigt sich bisher also nicht rentabel. Die Verantwortlichen räumen ein, dass die Umwandlung der Filialen länger dauere als erwartet und damit Umsatzeinbußen einhergingen, die schwierig aufzufangen seien. Bisher verlief die Umstrukturierung wie im Zickzackkurs.
Zunächst wurden sämtliche Eybl-Filialen in Sports Direct umgewandelt und mit Billigdiscounterware aus Großbritannien – darunter viele von der Kette selbst produzierte Eigenmarken – ausgestattet. Eybl-Lieferanten, die aus dem hochwertigeren Produktbereich stammen, wurden entweder ausgelistet oder haben sich selbst von Sports Direct distanziert. Kurze Zeit später wurden dann einige der Filialen doch wieder auf Eybl umgestellt, das Sortiment auf ein Mischangebot aus Discount- und Premiumware getrimmt. Der nächste Versuch, auf dem österreichischen Markt Fuß zu fassen, steht auch schon in den Startlöchern: einige Eybl- bzw. Sports Direct-Standorte werden zu Lillywhites-Filialen umgebaut. Dabei handelt es sich um die in Österreich wenig bekannte Outlet-Marke des Konzerns. Außerdem wurde bekannt, dass das britische Unternehmen sein Filialnetz in Österreich weiter ausdünnen wolle. Ende Januar soll beispielsweise die Filiale in Haid schließen.
Harte Kritik im eigenen Land
Während Sports Direct sich in Österreich auf dem Markt schwer tut, sieht es in der Heimat Großbritannien noch düsterer aus. Nachdem das Unternehmen wegen seiner Arbeitsbedingungen, unter Beschuss geraten war, die laut Gewerkschaftssprecher Luke Primarolo „von der Ausbeutung durch ‚Null-Stunden-Verträge‘ in den Geschäften bis hin zu gulagähnlichen Arbeitsbedingungen im Zentrallager in Shirebrook“ reichen, hatte Sports Direct-Besitzer Mike Ashley zum Jahresende angekündigt, mit sofortiger Wirkung den Mindestlohn einführen zu wollen. Die umstrittenen „Null-Stunden-Verträge“ beinhalten, dass die Beschäftigten nur dann arbeiten, wenn sie vom Arbeitgeber gebraucht werden, sie stehen also auf Abruf bereit. Zudem würden die Lagerarbeiter von Sports Direct nach jeder Schicht untersucht und müssten sogar die Hosenbeine aufrollen und einen Teil ihrer Unterwäsche zeigen, berichtete der englische „Guardian“. Die Leibesvisita-tionen der Mitarbeiter dauerten im Schnitt in der Woche über eine Stunde und seien unbezahlt.
Auf der anderen Seite streiche die Firma den Mitarbeitern Geld, wenn sie sich nur eine Minute zu spät einstempeln, so die Zeitung weiter. Den Mitarbeitern sei, so der „Guardian“ vertraglich vorgeschrieben, welche Bekleidungsmarken sie während der Arbeit tragen dürfen beziehungsweise welche nicht. Die Liste umfasse 802 Sport- und Bekleidungsmarken, darunter die Eigenmarken Dunlop, Slazenger, Karrimor, Sondico und Lonsdale sowie andere Marken wie Nike, Adidas und Reebok. Mit der nun angekündigten Lohnerhöhung um 15 britische Pence auf den Mindestlohn, die Sports Direct rund 10 Millionen Pfund kosten wird, und laut Unternehmen verkürzten Wartezeiten während der Leibesvisitationen will Sports Direct die Wogen glätten. Ob dies so schnell gelingt, ist jedoch fraglich. Ende Dezember war der Aktienkurs stark eingebrochen und erholt sich nur langsam.