Die Outdoor-Branche lässt sich von dem schwachen Winter im letzten Jahr nicht beeindrucken. Im Gegenteil – mit viel Elan starten Handel und Hersteller jetzt wieder durch: Mit Top-Winterbekleidung in Sachen Funktion als auch Optik geht es auf in die Saison 2014/2015. Die Ware wird erwartet, die Industrie ist gewappnet für Nachorder, und Textil-Newcomer hoffen auf einen guten Platz im Regal.
Der Übergang vom Herbst zum Winter gestaltet sich immer fließender. Aber darauf hat sich der Sport- und Outdoor-Handel eingestellt. Für Tom Lehmann, Storemanager der im April in München eröffneten „Salewa World“ ist klar: „Der Kunde sucht Funktion bei der Bekleidung im Herbst und im Winter.“ Das Geschäft sei gut bestückt und Lehmann ist sich sicher, dass sich in der diesjährigen Wintersaison gut verkaufen lässt. „Wir werden noch ein wenig umbauen und aufstocken“, erklärt der Storemanager. Jetzt schon dominieren winterliche Farben und Funktionsdetails an den ausgestellten Textilien, auch an denen der Salewa-Tochtermarke Dynafit.
Im Nordosten der Republik, in Berlin, ist Matthias Bischoff vom Outdoor-Laden 360 Grad ebenfalls schon auf die kalte Jahreszeit eingestellt. Bei ihm dominieren die skandinavischen Marken. Diese böten, so Bischoff, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und vor allem auch Abwechslung im Marken-Einerlei, das zunehmend auf der Straße zu sehen sei. Denn klar ist: Nicht nur in Berlin, auch bundesweit werden Funktionstextilien immer häufiger aus modischen Aspekten in der Stadt getragen. Und sollte dieses Jahr mal ein richtiger, harter Winter kommen, sind bestes Material und funktionelle Ausstattung natürlich nicht nur im Gebirge, sondern auch in den Häuserschluchten der Citys von Vorteil. Nicht zuletzt für ihre Kinder greifen viele der städtischen Outdoor-Fans mittlerweile gerne zu Gore-Tex und Co., damit der Nachwuchs es stets warm und trocken hat, auch im Bereich Winter-Boots.
Sonderaktionen bei Globetrotter
Einer, der diese urbane Klientel schon lange für sich gewinnen konnte, ist der Outdoor-Filialist Globetrotter Ausrüstung aus Hamburg. Gerade erst eröffnete Senior-Geschäftsführer Thomas Lipke in Stuttgart das insgesamt dreizehnte Geschäft des Unternehmens, das seinen Worten zufolge allerdings vorerst die „letzte Filialeröffnung von Globetrotter“ bleiben soll. Gleichzeitig wird an der Elbe auch aus einem anderen Anlass kräftig gefeiert: „35 Jahre Globetrotter“ heißt es aktuell. Das erste, 1979 gegründete Haus in Hamburg- Wandsbek, damals „Norddeutschlands erstes Spezialgeschäft für Expeditionen, Safaris, Survival, Trekking“, war der Grundstein für den heute größten Outdoor-Händler in der Bundesrepublik, der auch europaweit einer der größten ist. Diese Erfolsgeschichte wird nun feierlich begangen – mit Jubiläums-Sonderaktionen zum Herbst/Winter, sowohl online als auch stationär.
Der Winter wird bunt
Vielversprechende Ware für den Winter gibt es ausreichend. Die Hersteller haben für die kommende Wintersaison wieder eifrig neu designt und entwickelt. Columbia beispielsweise baute seine Textilkollektion rund um das Isolationsthema Omni-Tech und Omni-Shield aus. Neue Jacken für Damen und Herren versprächen auch neue Hingucker-Qualitäten im Geschäft, so der Anbieter, denn die Farben seien zum Winter durchaus bunt und hell (Lila/Himbeere). Das Feedback aus dem Handel ist durchaus vielversprechend. Das Wintergeschäft ist absolut nicht grau und kühl, es gewinnt vielmehr einen immer höheren Stellenwert in der Branche, wie auch Maier Sports untermauert. Outdoor und Winter wachsen thematisch zusammen.
Skandinavier hoch im Kurs
Aber nicht nur das Warenangebot, auch ihre logistischen Kapazitäten haben die Anbieter ausgebaut. So wolle und könne Bergans of Norway nach der Eröffnung neuer Lager- und Verteilkapazitäten in Hamburg nun deutschlandweit schneller und besser agieren, verspricht Tine Zelass, Kommunikationsmanagerin für die Region D/A/CH bei Bergans. Auf der jüngsten OutDoor-Messe in Friedrichshafen sei der Ansturm der Händler auf Bergans enorm gewesen.
Nicht nur diese norwegische Marke, sondern Kollektionen aus Skandinavien überhaupt liegen bei den Händlern und bei den Endverbrauchern momentan hoch im Kurs. Der Grund: Skandinavische Marken würden durch gelungene Schnitte und abwechslungsreiche Farbkombinationen hervorstechen. „Das kommt besonders bei den Damen gut an“, weiß der Berliner Outdoor-Händler Bischoff von 360 Grad zu berichten. Bergans setzt dabei zur bevorstehenden Wintersaison verstärkt auf Daune, die leicht und perfekt verarbeitet ist.
Trendprodukte mit Daune
Daune ist ohnehin zurzeit das führende Winterthema bei den Outdoor-Textilien. Angeboten werden leichte, schnittige Produkte, die schick aussehen und dennoch Funktion beweisen. Hosen, Jacken und Westen halten warm, sind angenehm zu tragen und können doch selbst auch bei wärmeren Temperaturen übergestreift werden. Yeti zum Beispiel hat sich im deutschsprachigen Handel längst als Daunenspezialist durchgesetzt und packt für diesen Winter noch eins drauf: Als erster Anbieter weltweit zeigt der zum dänischen Nordisk-Konzern gehörende deutsche Outdoor-Ausstatter Winterjacken aus umweltfreundlichem Nylon. Zur Saison 2014/2015 kommen jetzt also die nach eigenen Angaben weltweit ersten Jacken aus pflanzenbasiertem Nylongewebe. Das Gemisch weise eine natürliche, wasserabweisende Oberfläche auf. Neu ist außerdem die spezielle Daunenfüllung namens „Crystal Down Dry“, die nach einer besonderen Behandlung keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen soll.
Ausschlaggebend ist aber nicht nur die Qualität und Performance der neuen Outdoor-Daunenprodukte. Auch das Thema Daunenherkunft will beachtet sein. Hier will der kalifornische Outdoor-Ausrüster Patagonia eine Vorreiterrolle einnehmen und verspricht, alle seine Daunenprodukte ab Herbst 2014 nur noch mit Traceable Down („Daune mit Herkunftsnachweis“) zu füllen. Dieser Standard mit unabhängiger Kontrolle der gesamten Daunenlieferkette soll dem Käufer die Sicherheit geben, dass sein Daunenprodukt aus einer artgerechten Tierhaltung stammt, ohne Zwangsmästung und Lebendrupf. Ebenso bemühen sich andere Anbieter gerade stark um Transparenz. So meldete auch der britische Ausrüster Mountain Equipment jüngst, nun 100 Prozent seiner Daunenprodukte – darunter auch die wasserabweisende Daune, die ab diesem Herbst in einigen Jacken und Schlafsäcken verwendet wird – mit dem unabhängigen Down Codex zu zertifizieren. Zuvor waren es 75 Prozent.
In Sachen Daune bekommt der Fachhandel also wieder einmal tolle neue Verkaufsargumente an die Hand, die es ihm erlauben sollten, sich vom Discount- und Allerweltsbusiness deutlich abzuheben und interessierte Kunden zu überzeugen. Dabei ist Daune übrigens auch im Handschuhbereich angesagt. Die Handschuh-Kollektion des US-amerikanischen Herstellers Outdoor Research beispielsweise umfasst mit dem Modell „Phosphor Mitts“ einen neuen Handschuh mit 600er Daunen-Füllkraft. Das macht den Fäustling warm und dennoch gut komprimierbar, damit er platzsparend verstaut werden kann. Wasserabweisendes und atmungsaktives Gore-Windstopper soll vor eisigen Winden schützen.
Authentizität gefragt
Der Handel erhält in diesem Winter jedoch noch weitere Argumente: Dass sich das Bekleidungsstück Parka modisch wieder durchgesetzt hat, ist natürlich auch in der Outdoor-Branche angekommen. Der Idsteiner Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin hat den Trend aufgegriffen und zeigt wasser- und winddichte Parka-Modelle für Männer und Frauen, die auch stylisch etwas hergeben. Im Münchner Jack-Wolfskin-Ableger in der Innenstadt sind die Modelle für 2015 bereits der Renner, wie eine Verkäuferin berichtet. Andere Händler wie Sport Scheck und Sport Schuster in München oder Karstadt Sport haben sich bereits an das Thema drangehängt und ebenfalls die „Parkasaison“ eröffnet. Übrigens: Auch der zur französischen Lafuma-Gruppe gehörende Hersteller Eider bietet zur kommenden Wintersaison elegante und funktionelle Outdoor-Parkas an. Die Schnitte haben eine urbane Optik, die Befüllung ist natürlich Daune.
Zusatz-Standbein Reisesektor
Wind- und wetterfeste Kleidung sind natürlich nicht nur im europäischen Winter, sondern auch auf Fernreisen einsetzbar. Dafür bewirbt Jack Wolfskin seine Produkte jetzt verstärkt. Denn der Reisesektor wird im Winter von vielen Händlern als interessante Verkaufsalternative angesehen. Globetrotter und McTrek haben das erkannt und bedienen diesen Markt über den Winter bereits intensiv. Der Markt für Fernreisen in Deutschland mit über fünf Millionen Buchungen über die Wintermonate sollte dem Outdoor-Handel interessante Perspektiven eröffnen. Das denkt sich auch eine junge deutsche Marke namens Viavesto aus Hessen. Firmengründer ist Miguel Ferreiras, der die Funktionshemden und -hosen aus seiner Reisekollektion in seiner portugiesischen Heimat produzieren lässt. Die Teile bestehen aus einem speziellen Baumwoll-Polyamid-Gemisch, dessen dichte Gewebestruktur hundertprozentigen Moskitoschutz und hohen UV-Schutz bieten soll. Dafür wurden eigens spezialisierte Fertigungsbetriebe in Portugal ausgesucht. Also wieder ein Fall für den Handel, der hier seine Beratungskompetenz sowie den Wettbewerbsvorteil „Made in Europe“ ausspielen kann. Viavesto verspricht dazu ein „händlerfreundliches Konzept“, bei dem es keine Mindestbestellmengen und einen schnellen Nachlieferservice geben soll.